Stier

1. De Stier helt me bin Hörnern, de Ma bin Wort und 's Wîb bi der Jüppe.Sutermeister, 136.


2. Dem Stiere, der gern stösst, wachsen kurze Hörner.Eiselein, 580.


3. Den Stier muss man nicht bei den Hörnern fassen.

»Warum auch nicht bei den Hörnern, wenn man nur stärker ist als der Stier.« (Ausland, 1870, S. 718.)


4. Der einen Stier hebt, kann auch ein Kalb tragen.


5. Der Stier hat seine Hörner nicht umsonst.


6. Der Stier mit den Hörnern ist auch ein Kalb gewesen.Eiselein, 358.

Nur der nürnberger Ochs ist nie ein Kalb gewesen. (S. Ochs 142, wo auch in der Bemerkung Z. 4 suaque und im lateinischen Sprichwort cornua taurus [Eiselein, 358] zu lesen ist.)


7. Ein Stier, der alt, verliert seine Gewalt.


8. Ein Stier schleppt sein Joch, weil er muss.


9. Ein feister Stier taugt nichts vor den Pflug.

Die Türken sagen daher: Wenn du den fetten Stier vor einen schlechten Pflug spannst, was wird er vermögen?


10. Ein zottiger Stier ist den Kühen lieber als ein glatter Ochs.

Aehnlich russisch Altmann VI, 394.


11. Einem stössigen Stier ist zu trauen, wenn man ihn vom Dache aus sieht.

It.: E facile far paura al toro finestra. (Bohn I, 95.)


12. Einem stössigen Stier und einem betrunkenen Menschen muss man aus dem Wege gehen.

Span.: Al loco y al toro, darles corro. (Bohn I, 197.)


13. Einen gefallenen Stier treten die Kinder mit Füssen.


14. Einen wüthenden Stier muss man nicht bei den Hörnern nehmen.

Holl.: Woedende stieren moet men niet bij den hoornen vatten. (Harrebomée, II, 306b.)


15. Jungen Stieren wachsen die Hörner, jungen Knaben der Muth.Lehmann, 410, 41; Lehmann, II, 274, 18; Sailer, 191.


16. Man muss den Stier bei den Hörnern fassen.Pandora, 222.


17. Mer hoasst koan Stier Bläss, er muass zum wenigsta a Stearnle hau.Michel, 272; Nefflen, 463.


18. Stier um Stier.

Man erzählt in Ostpreussen: Es kam einst ein Bauer zum Pfarrer und sagte: »Herr Pfarrer, der eine Stier hat den andern todtgestossen.« Der Pfarrer sagte: »Also Stier um Stier.« »Aber, Herr Pfarrer, dein Stier hat meinen erstossen.« Da erwiderte der Pfarrer: »Das ist freilich etwas anderes.«


[856] 19. Stössigem Stier wachsen kurze Hörner.Simrock, 9906.


20. Wenn de Stier d' Krone treit, so hend d' Kälber Würdigkeit.Sutermeister, 117.


*21. Das heisst d' Stier a d' Landwied g'stellt. Sutermeister, 90.


*22. Den Stier bei den Hörnern fassen.

Gerade an dem Punkte, wo er seine beste Wehrkraft besitzt. »Diese Partei verlässt den Kampfplatz, auf den sie in der Absicht getreten war, den Stier bei den Hörnern zu fassen, in sehr niedergeschlagener Stimmung.« (Schless. Presse, 1874, Nr. 237.)


*23. Der Stier soll mi hudle.Sutermeister, 18.

Eine schweizer Betheuerungsformel. (S. Pfanne 33.)


*24. Er hat heute den Stier.Eiselein, 580.


*25. Er ist im Stier geboren.Eiselein, 580.


*26. Er sucht auch unter dem Stier ein Kalb.

So sagt der Ungar, um die Unersättlichkeit des Fiscus zu schildern.


*27. Es ist ein fremder Stier in der Weide gewesen.

Vom verbotenen Umgange eines fremden Mannes mit einer verheiratheten Frau.

Holl.: Er is een vreemde stier in de wei geweest. (Harrebomée, II, 306b.)


[857]

28. Ein Stier muss im Joche gehn, der andere kann auf der Weide stehn.


29. Fetten Stier und schöne Frauen kann man beim armen Mann nicht schauen.


30. Man kann einen Stier wol zum Wasser ziehen, aber ihn nicht zum Trinken zwingen. (S. Ochs 182, 183.)


*31. Ein molossischer Stier.

So wurde von den Griechen derjenige genannt, der sich mit vielerlei Geschäften abgab und dadurch gleichsam zerstückelte. Die Molosser, ein Volk in der Landschaft Epirus, hatten die Sitte, wenn sie ein Bündniss schlossen, die dabei geschlachteten Opferthiere in viele kleine Stücke zu zerschneiden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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