Altar

[60] Altar, ein aus der lat. Sprache in die deutsche übergegangenes Wort, eigentlich alta ara, d.i. erhöhter Ort, hieß bei den Völkern des Alterthums der Platz, auf welchem den Göttern geopfert wurde. Da man ihnen auf Bergen und in Hainen sich am Nächsten glaubte, so wurden auch hier ihre Altäre errichtet, die anfangs ganz einfach, aus Erde, Rasen oder Steinen zusammengesetzt waren. Als man aber bei zunehmender Cultur den Göttern die Tempel zu Wohnungen anwies, wurden in diesen und später überhaupt vor allen Götterbildern, gleichviel wo sie aufgestellt waren, in den Häusern, wie auf den öffentlichen Wegen, auf den Feldern und an Flüssen, behufs der Opfer prachtvollere Altäre, besonders aus Marmor, oft sogar aus Erzstufen errichtet. So hatten auch die Juden im Tempel zu Jerusalem mehre kostbare Altäre. In der christlichen Kirche nannte man Altar den sogenannten Tisch des Herrn, der anfangs von Holz war und in der Mitte der Kirche, später gegen Osten aufgestellt ward. Seit Konstantin's des Großen Zeit wurden diese Altäre von Stein erbaut und in ihnen gewöhnlich die irdischen Überreste frommer Christen beigesetzt, die als Opfer ihres Glaubens den Märtyrertod erlitten hatten. Schon im 6. Jahrh. überbaute man sie mit Gezelten und schmückte sie mit Blumen. Im 8. Jahrh. wurden zuerst tragbare Altäre gewöhnlich, wie sie die katholische Kirche noch jetzt bei Krankencommunionen gebraucht. Nachdem seit dem 9. Jahrh. die Altäre immer mehr vergrößert und prächtiger geworden waren, suchte man im 10. Jahrh. denselben durch Aufstellen des Crucifixes, mehrer Heiligenbilder und einer Menge Lichter einen höhern Glanz zu geben. Mehre Altäre in einer Kirche an den Pfeilern, in Capellen und Nischen wurden erst im 11., noch mehr aber im 12. Jahrh. gewöhnlich, und zur Auszeichnung nannte man nun den größten Altar den Hochaltar; so hat noch gegenwärtig die Peterskirche zu Rom außer dem Hochaltare 28 andere Altäre, die besonders zum Messelesen benutzt werden. Wegen der in denselben aufbewahrten Reliquien ertheilten auch die mehrsten Altäre, vom Papste dazu bevollmächtigt, Ablässe. In den protestantischen Kirchen gibt es in der Regel nur einen Altar, dessen erhabene Rückwand meist mit Bildwerken aus der heiligen Geschichte geziert ist. Auf demselben stehen ein Crucifix, das Oblatengefäß und der Kelch; auch schmückt man ihn häufig mit künstlichen Blumen. Während der Fastenzeit ist er gemeiniglich schwarz, an Feiertagen aber bunt bekleidet. An demselben wird das Abendmahl ausgespendet, die Investitur und Ordination der Geistlichen, die Einsegnung der Katechumenen und die Trauungen vollzogen. In der reformirten Kirche ist, nach dem Beispiele der ersten christlichen Gemeinden, wieder ein einfacher schwarz bekleideter Tisch an die Stelle des Altars getreten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 60.
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