Atlas

[137] Atlas, in der Mythologie ein Sohn des Japetus und der Klymene, ein Titane, führte seine Brüder in dem himmelstürmenden Kampfe gegen Jupiter an. Überwunden, mußte er zur Strafe für seine Kühnheit den Himmel auf seine Schultern nehmen. Mehr aus Eigennutz, als aus Mitleid nahm ihm Herkules für eine kurze Zeit diese Last ab, als er sich von ihm die goldnen Äpfel aus den Gärten der Hesperiden holen ließ. Mit der Pleione zeugte A. sieben Töchter, die Plejaden oder Atlantiden, aus deren Verbindung mit den Göttern das Alterthum die berühmtesten griech. Familien abstammen läßt. Um sie den Verfolgungen des rastlosen Jägers Orion zu entziehen, wurden sie vom Jupiter an den Himmel versetzt, wo sie das Siebengestirn bilden.

Als den Punkt, wo der den Himmel tragende A. stand, nahmen die Alten die Gebirgskette im nordwestl. Afrika an, welche nach ihrer Vorstellung die Grenze der Erde bildete, und legten deshalb dem Gebirge selbst den Namen Atlas bei, welchen es noch gegenwärtig führt. Dasselbe zieht sich vom atlant. Meere bis nach Tripolis hin, erhebt sich in seinem höchsten Punkte 11,000 F. über die Meeresfläche, ist in der Höhe zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt, in den untern Regionen aber sehr fruchtbar und wird von zahlreichen Nomadenvölkern bewohnt, die durch die franz. Besatzung der Regentschaft Algier wiederholt siegreich bekämpft wurden, noch jetzt aber durch ihre schnellen Überfälle derselben sehr gefährlich werden.

Die Sage von A. gab auch die Veranlassung, daß man seit dem 16. Jahrh. einer Sammlung von Land-und Himmelskarten den Namen Atlas gab, den man später auch auf Sammlungen von Seekarten, geschichtlichen Tabellen, wenn ihnen zur Erläuterung Karten beigefügt sind, ferner von Karten, auf denen sich Abbildungen von Schiffen und Flaggen, von Festungen, Bergwerken, Straßen, Meilenzeigern und dergl. befinden, übergetragen hat. Ein Atlas über alle fünf Erdtheile enthält gewöhnlich auch Darstellungen der verschiedenen Weltsysteme, Abbildungen, welche die Bewegung der Planeten, den Wechsel der Jahreszeiten, die Lichtphasen oder Lichtveränderungen des Mondes u.s.w. anschaulich machen sollen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 137.
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