Benno

[221] Benno, der Heilige, Bischof zu Meißen, geb. 1010 zu Hildesheim aus dem Geschlechte der Grafen von Woldenberg, wurde bei seinem Oheim, dem gelehrten Bischof Bernward von Hildesheim, erzogen und trat im 22. Jahre in den Benedictinermönchsorden. Nachdem er einige hohe geistliche Würden bekleidet und durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit sich hervorgethan hatte, wurde er 1066 zum Bischof von Meißen erwählt. Fast 40 Jahre verwaltete er dieses Bisthum mit Auszeichnung, ermunterte seine Unterthanen zu nützlicher Thätigkeit, pflanzte die ersten Weinreben in Meißen an und wandte durch das Ansehen, in welchem er stand, dem Stifte Meißen manche Schenkung, auch vom Kaiser, zu. Dennoch nahm B. 1073 am Aufstande der Sachsen gegen denselben Theil und hielt es überhaupt mit dessen Gegnern, namentlich mit Papst Gregor VII. Zweimal wurde er deshalb von Heinrich IV. gefangen weggeführt, jedoch beide Mal wieder freigelassen, 1085 aber aus gleichen Gründen von einer unter des Kaisers Einfluß in Mainz gehaltenen Synode seines Amtes entsetzt. Da um dieselbe Zeit Papst Gregor VII. starb, wendete sich B. bittend an den vom Kaiser eingesetzten Papst Clemens III. und erhielt sowol dessen als auch Heinrich IV. Verzeihung, konnte aber erst 1088, nach seines Nachfolgers, des Bischofs Felix, Tode die Wiedereinsetzung in sein Bisthum erlangen. Als er von Prag, wo er beim Herzog Wratislaw von Böhmen sich aufgehalten hatte, nach Meißen zurückkehrte und in einem Orte an der Elbe übernachtete, soll in einem grade zu dieser Zeit gefangenen großen Fische der Kirchenschlüssel wiedergefunden worden sein, den B. bei seiner letzten Entfernung von Meißen in den Fluß werfen ließ und er wird deshalb auch mit einem Fische in der linken Hand abgebildet, der einen Schlüssel [221] trägt. Den Wohlstand des durch den Krieg verwüsteten Landes wieder zu heben und die schon früher betriebene Bekehrung der Slawen blieb nun bis zu seinem am 16. Jun. 1107 erfolgenden Tode seine Hauptsorge; viele Tausende ließen sich im heiligen Thale bei Meißen von ihm taufen und er erhielt dadurch den Namen eines Apostels der Slawen. Gleichzeitige Schriftsteller wissen nichts von den ihm später zugeschriebenen Wundern, auch wurden seine Gebeine erst 1270 im meißner Dome beigesetzt, worauf seit 1285 Wallfahrer einen Ablaß auf 40 Tage bei seinem Grabe erhielten, der 1405 auf 100 Tage erweitert wurde. Seine Heiligsprechung erfolgte erst 1523 auf viele Verwendung durch Papst Adrian VI. Schon 1539 hörte aber mit andern katholischen Gebräuchen in Meißen auch die Verehrung des h. Benno auf. Seine Gebeine wurden hierauf nach Stolpen, dann nach Wurzen und 1570 nach München gebracht.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 221-222.
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