Bosnien

[300] Bosnien, die westlichste der vier Provinzen oder Ejalets der europ. Türkei, südwestl. von östr. Dalmatien und dem adriatischen Meere, nördl. von der östr. Militairgrenze und östl. von Serbien umschlossen, hat mit dem dazu gehörigen Hersek oder Herzegowina, türk. Kroatien und Dalmatien auf 1063 ! M. gegen eine Mill. Einw., welche aus Bosniern oder Bosniaken, Kroaten, Morlacken und Montenegrinern, sämmtlich slawischer Abkunft, aus Türken, Zigeunern und Juden bestehen. Fast zwei Drittheile sind Christen, meist der griech. Kirche, die hier von jeher milder behandelt wurden als in den übrigen türk. Provinzen, und etwa ein Drittheil Muselmänner. Das Land ist durchaus gebirgig, von vielen Zweigen der dinarischen und julischen Alpen durchzogen, die sich im S. bis 6000 F. erheben; die Gipfel derselben sind kahl, die mittlern Regionen mit herrlichen Waldungen bedeckt, die Thäler ungeachtet des meist steinigen Bodens sehr fruchtbar. Hauptflüsse sind die Unna, die Save, die durch ihre Überschwemmungen viele Moräste bildet und die Bosna, Drina und Verbas aufnimmt. Das Klima ist sehr mild in den Thälern, auf den Gebirgen dagegen rauh, allein durchgängig gesund. An Wildpret ist Überfluß, der nachlässig betriebene Bergbau liefert etwas Eisen und Steinkohlen, auch sollen edle Metalle und Quecksilber vorhanden sein. Die Landwirthschaft beschäftigt sich wenig mit Anbau von Getreide, das aber selten zu Brot, sondern meist zu einer Art Kuchen verbacken wird; dagegen werden Hülfenfrüchte, Flachs, Taback, Wein und Obst in Überfluß gewonnen, die Kastanien für gewöhnlich zu Viehfutter benutzt und Rindvieh, Schweine, Schafe, Ziegen und Federvieh in Menge gezogen und ausgeführt. Der Gewerbfleiß ist auf wenige Waffen-, Eisen- und Lederfabriken und die Verfertigung [300] grober wollener und baumwollener Zeuche beschränkt. B. zerfällt in die sechs Statthalterschaften Travnik mit der Bergfeste Travnik, der Residenz des Paschas mit 8000 Einw., und der Hauptstadt Bosna-Serai oder Serajewo mit 66,000 meist türk. Einw.; Iswornik oder Zwornik mit der gleichnamigen Stadt von 25,000 Einw., die wichtigen Holzhandel treiben; Banjaluka mit der Festung gleiches Namens mit 15,000 Einw.; Novibazar mit der Stadt Novibazar von 10,000 Einw., die der Sitz eines katholischen Bischofs ist, und Hersek oder Herzegowina, welches Gebiet früher ein Herzogthum war und davon auch den Namen hat, mit der stark befestigten Hauptstadt Trebin mit 10,000 Einw. – B. wurde von den Griechen zu Scythien, von den Römern zu Pannonien gerechnet. Zur Zeit der Völkerwanderung ward es zu Serbien geschlagen, später aber wieder selbständig unter der Herrschaft erwählter Bans. Seit 879 mit Kroatien vereinigt und seit 1080 wieder unter serbischer Botmäßigkeit, ward es 1138 eine Beute der Ungarn und sehr bald führten nun ungar. Prinzen den Titel Herzöge von B. Als sodann wieder selbständige Bans zur Herrschaft in B. gelangt, legten sie seit 1376 sich den Königstitel bei, wurden jedoch immer abhängiger von den Türken, die endlich um die Mitte des 15. Jahrh. B. für eine türk. Provinz erklärten. Zwar machten ihnen später die Ungarn den Besitz derselben noch eine Zeit lang streitig, allein von den Türken besiegt, wurde B. 1528 von Neuem türk. Provinz und ist es bis auf die Gegenwart geblieben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 300-301.
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