Böttger

[304] Böttger (Joh. Friedr.), der Erfinder des meißner Porzellans, geb. 1682 zu Schleiz im reuß. Voigtlande, war der Sohn eines Münzbeamten und erlernte in Berlin die Apothekerkunst. Er bewies dabei ebenso viel Eifer als Geschick zu chemischen Arbeiten und kam endlich durch eine ihm von einem Freunde mitgetheilte alte Handschrift auf den Einfall, das Goldmachen zu versuchen. Selbst unbemittelt, arbeitete er meist des Nachts im Laboratorium seines Lehrherrn, war dann am Tage häufig träge und zog sich dadurch vielen Tadel zu. Unmuthig darüber verließ er seinen Lehrherrn heimlich, kam aber bald zurück und wurde nach gelobter Besserung auch wieder aufgenommen. B. setzte jedoch seine Versuche fort und wußte sich das Ansehen zu geben, als habe er den Stein der Weisen aufgefunden, weshalb er sehr frühzeitig losgesprochen wurde und nun in Gegenwart mehrer Großen des preuß. Hofes eine so täuschende Probe seiner Kunst ablegte, daß die Anwesenden glaubten, er habe 15 dazu erhaltene Zweigroschenstücke wirklich in Gold verwandelt. Jetzt wollte der König B. sehen, der aber erfuhr, daß man sich seiner Person zu versichern wünsche und deshalb 1701 nach Wittenberg flüchtete, wo er den Schutz der sächs. Regierung anrief, als er von preuß. Agenten dorthin verfolgt [304] und sogar vom Hofe seine Auslieferung gefodert wurde. Diese Umstände und B.'s große Versprechungen bewogen die sächs. Regierung, den Flüchtling in Schutz zu nehmen und ihn unter sicherer Bedeckung im Geheimen nach Dresden bringen zu lassen. Hier lebte er im Palaste des damaligen Statthalters, Fürsten Egon von Fürstenberg, wie ein vornehmer Herr, doch nicht im Genusse persönlicher Freiheit, hielt diesen und den König August II. durch Ausflüchte lange hin, erhielt auch ansehnliche Geldsummen zu seinen fruchtlosen Versuchen, bis er 1704 entwich und nach Ungarn gehen wollte. Eingeholt und nach Dresden zurückgebracht, rechtfertigte er sich so geschickt, daß er sogar Mittel zur Fortsetzung seiner Versuche erhielt, welche der berühmte Mathematiker, Naturforscher und Philosoph, Walther von Tschirnhausen, beaufsichtigte. Dieser hatte sich vielfach mit Erfindung des Porzellans beschäftigt, ermunterte auch B., seine Aufmerksamkeit darauf zu wenden und wirklich glückte Letzterm 1705 die Herstellung eines sehr guten Porzellans aus einer braunrothen Thonerde der meißner Gegend. Mit Beobachtung des größten Geheimnisses ward nun auf der Albrechtsburg bei Meißen die Fabrikation des Porzellans eingerichtet, als aber 1706 Karl XII. in Sachsen einfiel, wurde B. mit seinen besten Arbeitern auf den Königstein in Sicherheit gebracht, allein auch hier so geheimnißvoll behandelt, daß der Commandant nicht einmal dessen Namen erfuhr. Nach dem Abzuge der Schweden erhielt B. 1707 auf der ehemaligen Venusbastei, jetzt Brühl'schen Garten in Dresden, ein Laboratorium angewiesen, wo er sich blos mit Porzellanverfertigung beschäftigen sollte, was ihm aber nicht gelegen war, daher er unmuthig über seine Werkstätte schrieb:


Es machte Gott der große Schöpfer

Aus einem Goldmacher einen Töpfer.


Erst 1709 brachte er die Bereitung des weißen Porzellans zu einiger Vollkommenheit und nun wurde 1710 die Porzellanfabrik in Meißen gegründet und B.'s Leitung übergeben, der sich aber dazu völlig untauglich erwies, deshalb abgesetzt wurde und 1719 an den Folgen seines ausschweifenden Lebens und mit Hinterlassung vieler Schulden starb, ungeachtet er beständig große Einnahmen gehabt hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 304-305.
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