Cagliostro

Cagliostro

[362] Cagliostro (Alexander, Graf von), einer der gewandtesten Abenteurer und Gauner des vorigen Jahrh., der auf Kosten der Leichtgläubigkeit seiner Zeitgenossen viele Jahre eine glänzende Rolle spielte, mit den vornehmsten Ständen verkehrte und seinen Ruf als Wunderthäter und Magier über ganz Europa zu verbreiten wußte, hieß ursprünglich Joseph Balsamo, war eines Krämers Sohn und 1743 zu Palermo geboren.

Früh verwaist und von Verwandten für den geistlichen Stand bestimmt, kam er im 13. Jahre in ein Kloster der barmherzigen Brüder, aus dem er jedoch später seines ausschweifenden Lebens wegen wieder entlassen wurde. Nachdem er sich einige Zeit in Palermo aufgehalten und durch Betrügereien aller Art Geld verschafft hatte, durchzog er mit einem span. Abenteurer, Namens Altholas, der im Besitz chemischer Geheimnisse zu sein vorgab, unter verschiedenen Namen Griechenland, die Türkei, Arabien und Ägypten, wo er seine im Kloster erworbenen geringen medicinischen Kenntnisse auf die einträglichste Art geltend zu machen wußte. C. kehrte 1773 mit großen Reichthümern nach Italien zurück, wo er die ebenso schöne als verschmitzte Lorenza Feliciani, eines Gürtlers Tochter, heirathete, die ihn bei seinen spätern Betrügereien auf das Wirksamste unterstützte. Als Graf Cagliostro bereiste er nun in der Weise eines vornehmen Herrn Europa nach verschiedenen Richtungen, hielt sich besonders in großen Städten und Residenzen auf, heilte Arme umsonst und beschenkte sie obendrein, verkaufte den Reichen Schönheitswasser, Mittel zur Verlängerung des Lebens, spielte den Geisterbanner, Goldmacher und Propheten und rühmte sich, die Sündflut in Noah's Arche überlebt zu haben und bei der Hochzeit zu Kana gewesen zu sein. Er wußte dies aber mit einem solchen Anstande zu thun, sein großer Aufwand schien so für seine Uneigennützigkeit zu sprechen, daß viele Gelehrte und Gebildete ihn nicht durchschauten, während sich unter dem Volke die Sage verbreitete, der Teufel sei sein Schatzmeister. Als sein Arzneiverkauf minder einträglich wurde, gab er sich das Ansehen, zur Wiederherstellung der alten ägypt. Freimaurerei berufen zu sein, nannte sich den Großkophta und bekam durch seine großartige Geheimnißkrämerei viele einträgliche Jünger. Nachdem er vorzüglich in Mitau in Kurland, und in Warschau ungemeines Glück gemacht hatte, ging er 1780 nach Strasburg und von da über Lyon nach Paris, wo der Cardinal Rohan sein blinder Verehrer wurde. Durch diesen und die Gräfin Lamothe ward er aber in den berühmten Halsbandprozeß verwickelt, zwar freigesprochen, allein 1786 aus Frankreich verwiesen. Vergeblich suchte er in London seine frühere Rolle zu spielen, denn öffentliche Blätter singen nun an, seine Betrügereien zu enthüllen und er wendete sich daher durch die Schweiz zurück nach Italien, wo er aber 1789 in Rom verhaftet und von der Inquisition als Ketzer zum Feuertode verurtheilt wurde, was der Papst in ewiges Gefängniß in dem Städtchen St.-Leo verwandelte, wo C. 1795 starb. Seine Gattin beschloß ihr Leben im Kloster. C. war mittler Größe, sehr beleibt, besaß eine wohltönende Stimme, ein feuriges Auge, war beredt, redete mehre Sprachen und soll ganz das Ansehen eines geistreichen Mannes besessen haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 362.
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