Edinburg

Edinburg

[620] Edinburg, die Hauptstadt des Königreichs Schottland, liegt im südöstl. Theile des Landes in der Grafschaft Edinburg oder Mid-Lothian, unweit des Meerbusens des Forth und hat 162,000 Einw.

Gegen W. und S. ist die Umgegend uneben und felsig, nordöstl. aber senkt sich der Boden allmälig zu dem 1/2 St. entfernten Meerbusen hinab, an dem die jetzt mit E. zusammenhängende Hafenstadt Leith mit 27,000 Einw. liegt. E. selbst hat seine jetzige Bedeutung erst seit der Mitte des vorigen Jahrh. erhalten, hatte noch 1801 blos die Hälfte der heutigen Bevölkerung und ist auf drei von O. nach W. laufenden und durch schroffe Vertiefungen voneinander getrennten Bergrücken erbaut. Bis um 1750 war nur die winkliche Altstadt mit ihren unebenen Straßen und mitunter über acht Stockwerke hohen Häusern vorhanden, deren Entstehung ins 10. Jahrh. fällt. Weit älter ist jedoch das am westl. Ende auf einem 380 F. hohen und nur von der Ostseite zugänglichen Felsen gelegene Schloß, wo viele schot. Könige residirt haben und noch die schot. Kronjuwelen, Krone, Scepter, Stab und Schwert, aufbewahrt werden; 1/2 Stunde davon am östl. Ende der Stadt aber liegt das im 12. Jahrh. erbaute Schloß Holyrood (s.d.), die spätere Residenz der schot. Könige, hinter dem sich 820 F. ein kahler Berg erhebt, Arthurs-Sitz genannt, von dem aus die nebenstehende Ansicht von E. genommen ist. Zu den ausgezeichnetsten Gebäuden der Altstadt gehören noch: das ehemalige schot. Parlamentshaus, wo jetzt die höchsten Gerichte ihre Sitzungen halten und vor dem eine Reiterstatue König Karl II. steht; die Hauptkirche zu St.-Gilbert; das Universitätsgebäude, an dem von 1789–1827 gebaut worden ist und das für eins der schönsten in Europa gilt; die Börse u.s.w. Die Altstadt wird vorzüglich vom gewerbtreibenden Mittelstande bewohnt und hier herrscht der lebhafteste Verkehr; weit stiller ist die Neustadt, welche sich nördlich davon mit ihren breiten Straßen, großen öffentlichen Plätzen und eleganten Gebäuden ausbreitet, von den Vornehmern und Reichen bewohnt wird und durch einen Erddamm und drei Brücken über das Thal mit den andern Stadttheilen in Verbindung steht. Die Nordbrücke ist 310 F. lang, 68 F. hoch und hat 3 Bogen, die Südbrücke führt hoch über in der Tiefe liegende Gebäude und Straßen hinweg und die 1815–19 erbaute Waterloobrücke, welche an beiden Seiten mit schönen Gebäuden besetzt ist, stellt die Verbindung mit dem am östl. Ende von Neustadt gelegenen Carlton-Hügel her, wo das Gefängniß und Zuchthaus, ein halbrundes fünfstöckiges Gebäude, sich befinden, dessen vergitterte Zellen sämmtlich von einem Punkte aus übersehen werden können. Auf dem Gipfel des Hügels liegt die Sternwarte und eine 108 F. hohe, Nelson zu Ehren errichtete runde, nach obenhin sich verjüngende Säule, zwischen beiden aber wurde 1822 der Grund zu einem prachtvollen Nationaldenkmal der Thaten der Schotten in den letzten Kriegen gelegt. Unter den ausgezeichnetsten Gebäuden der Neustadt ist noch das Generalarchiv von Schottland und die im Kleinen der St.-Paulskirche in London nachgeahmte St.-Georgenkirche anzuführen. Der dritte und südl. Stadttheil heißt St.-Leonhardsberg und wird vom wohlhabenden Bürgerstande bewohnt. Unter den zahlreichen wissenschaftlichen Anstalten E.'s steht die 1581 von König Jakob VI. gestiftete und seitdem sehr erweiterte Universität mit ihren Hülfsanstalten voran, die schon gegen 2000 Studirende gezählt hat und deren medicinische Abtheilung vorzüglich berühmt ist. Es befinden sich hier ferner: eine Malerakademie, eine Akademie der schönen Künste, ein ausgezeichnetes Gymnasium und trefflich eingerichtete gelehrte Gesellschaften, von denen die naturforschende zu Ehren des deutschen Mineralogen Werner, die Werner'sche heißt. E. hat nach London den ausgebreitetsten engl. Buchhandel, dagegen herrscht hier keine außerordentliche Thätigkeit im Fabrikwesen, obgleich bedeutende Seifensiedereien, Lichtgießereien, einige der größten Branntweinbrennereien von Großbritannien, Papier-, Stärke-Strumpf-, Knopf- und Glasfabriken, letztere besonders in Leith, betrieben werden, wo auch der Handel seinen vorzüglichen Sitz hat. den drei öffentliche und viele Privatbanken begünstigen. Viele milde Anstalten helfen hier menschliches Elend mildern; so z.B.: das 1628 von dem edlen Goldschmied G. Heriot gestiftete Waisenhaus; das große kön. Hospital; Versorgungshäuser für gefallene Mädchen, verwahrloste Kinder, für Blinde und Taubstumme, für Töchter verarmter Kaufleute, die hier eine auf selbständiges Fortkommen berechnete Bildung erhalten u.s.w.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 620-622.
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