Kopernicus

Kopernicus

[647] Kopernĭcus (Nikolaus), der berühmte Entdecker des wahren Sonnensystems, wurde 1473 zu Thorn an der Weichsel, welches damals zu Polen gehörte, geboren.

Sein Vater war ein Wundarzt und seine Mutter war eine Schwester des Bischofs von Ermeland, durch welchen K., nachdem er in Krakau Medicin studirt hatte, Doctor geworden war und eine Zeit lang in Italien sich aufgehalten hatte, ein Kanonleat am Dom zu Frauenburg erhielt. Schon in Italien hatte K. seinen Ruf begründet, indem er seit 1500 zu Rom mit großem Beifall Mathematik gelehrt hatte. Erst in den letzten 20 Jahren seines Lebens verfolgte aber K. den großen Gedanken, durch welchen er seinen Namen unsterblich gemacht hat. Er fand nämlich schon bei alten Schriftstellern mehremal die Meinung wiederholt, daß die Erde nicht, wie es den Schein hat, stillstehe, sondern sich bewege, und da er zugleich wußte, wie äußerst verwickelt und in mancher Beziehung unmöglich es sei, die verschiedenen Stellungen der Himmelskörper unter der bisher allgemein angenommenen und durch den Augenschein bestätigten Voraussetzung zu erklären, daß die Erde still stehe und die Sonne sammt den übrigen Planeten sich um sie bewege, auch einsah, daß die Natur stets nach einfachen, aber nicht nach so verwickelten Gesetzen wirke, so kam er auf den Gedanken, zu untersuchen, ob sich die Bewegungen der Himmelskörper begreifen und einfacher erklären lassen, wenn man annimmt, daß die Sonne stillstehe und die Erde wie die übrigen Planeten sich um sie bewegt. Er fand, daß bei dieser Annahme auf das Überraschendste einfach und klar die wechselnden Stellungen der bewegten Himmelskörper verstanden würden, und mm arbeitete er ein Werk aus, in welchem er seine Ansicht zwar nur erst für eine willkürliche Annahme ausgab, um nicht mit den zur Zeit noch geltenden entgegenstehenden Meinungen in Kampf zu gerathen, in der That aber den Beweis, daß jene Annahme die einzig richtige sein könne, führte. Jenes Werk war zwar schon 1530 fertig, erschien aber erst 1543, in welchem Jahre K., noch ehe er die Anerkennung und Bewunderung seiner Zeitgenossen erfahren hatte, starb. Er wurde in der Domkirche zu Frauenburg beigesetzt, und 1581 ließ der Bischof von Ermeland, Martin Cramer, die Stelle, wo K. begraben liegt, mit einer Marmortafel bezeichnen. Schönere Denkmale wurden ihm durch den Grafen Sierakowski zu Krakau und durch die warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften zu Warschau errichtet. Das letztere Denkmal zeigt die Abbildung; es ist nach einem Modell von Thorwaldsen gegossen und 1829 aufgerichtet worden. Das erwähnte Werk des K.: »De orbium coelestium revolutionibus libri VI« ist dem Papste Paul III. gewidmet und ist in mehren Ausgaben erschienen; außer ihm hat K. noch zwei andere Werke geschrieben. Durch seine Lehre von der Bewegung der Erde wurde K. der Gründer der neuern Astronomie, welche so glänzende Fortschritte gemacht hat, und zwar war es zunächst Galilei (s.d.), welcher die von K. aufgestellte Lehre weiter ausbildete.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 647.
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