Malaien

[31] Malaien (die) bilden nach der Ansicht B lumenbach's (s.d.) einen Hauptstamm des Menschengeschlechts und haben sich allmälig über alle Theile der heißen Zone der alten Welt und die Inseln im großen Ocean von Australien bis zu den Sandwichinseln verbreitet. Ihre Hautfarbe ist mehr oder weniger dunkelbraun; von Statur sind sie meist kleiner als die Europäer, aber kräftig und im Allgemeinen wohlproportionirt, haben dichtes, glänzend schwarzes Haar, platte Nasen, einen großen Mund, feurige große Augen und einen schwachen Bart, der noch dazu ausgerauft wird. Sie sind meist Mohammedaner und die Vielweiberei ist daher bei ihnen gewöhnlich, gleichwol dürfen die dem Putz sehr ergebenen Frauen, welche in den untern Classen die ganze Sorge der Haus- und Viehwirthschaft tragen müssen, unverschleiert gehen; die Kleidung der Männer bedeckt blos den untern Theil des Körpers und ihre Nahrung sind hauptsächlich Pflanzenkost und Fische. Der Charakter der asiat. Malaien wird von allen Europäern sehr unvortheilhaft geschildert und Ungezähmtheit in allen Dingen, Treulosigkeit, Eifersucht, Verwegenheit, Raubsucht und Rachlust sind Hauptzüge desselben; auch den hinterlistigsten Mord rechnet sich der Malaie zur Ehre an und vergießt mitunter Blut ohne alle Veranlassung in Anfällen blinder Raserei. Seine vorzüglichste Waffe ist außer Lanze und Wurfspieß der in seiner Faust furchtbare Krit, ein großer Dolch, von dem er sich nie trennt und mit einem hohlen und so langen Griffe, daß die hineingesteckte Hand und der Vorderarm dadurch geschützt sind. Außer Jagd und Fischerei, Krieg und Raub zur See und zu Lande, Schiffahrt und Handel verschmäht der Malaie jedes Geschäft und die Tollkühnheit malaischer Seeräuber ist so groß, daß Fahrzeuge mit kaum 50 M. Besatzung größere europ. Kriegsschiffe angefallen und zu ersteigen versucht haben. Als eroberndes Volk erschienen die Malaien im 13. Jahrh. auf der nach ihnen benannten Halbinsel Malakka (s.d.), wo sie die gleichnamige Hauptstadt und ein Reich gründeten, dessen Beherrscher sich auch einen Theil der benachbarten Insel Sumatra unterwarfen; Handel und Schiffahrt beförderten ihre weitere Ausbreitung und die Stiftung ihrer Staaten auf den Sunda-Inseln Borneo, Celebes und Timor, wobei jedoch ein Theil ihrer Nationalität und der engere Nationalverband verloren gingen. In viele Stämme getheilt, sind sie selbst in ihrem Heimatlande ohne gemeinschaftliches Oberhaupt; die Mehrzahl des Volks sind Sklaven, denen der nothdürftige Betrieb des Landbaus und der Gewerbe obliegt, während ihre Herren, die Oramlai oder der Adel, nur Dem dienen, der sie am besten bezahlt, und sonst ein träges Leben führen. Die malaiische Sprache ist ausnehmend sanft und wohllautend, und wird in zahllosen Mundarten auf allen Inseln von Madagaskar an Afrikas Ostküste bis an die Westküste von Amerika gesprochen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 31.
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