Malesherbes

[36] Malesherbes (Chrétien Guillaume Lamoignon-), einer der ausgezeichnetsten und wohlgesinntesten franz. Staatsmänner und einer der Vertheidiger Ludwig XVI. vor der Nationalversammlung, geb. 1721 zu Paris, war der Sohn des damaligen Kanzlers von Frankreich und bekleidete unter Ludwig XV. seit 1750 die Stelle des ersten Präsidenten der Steuerkammer, nach deren Aufhebung er 1771 sich ins Privatleben zurückzog und auf seinen Gütern durch Belehrung und Wohlthun für das Beste seiner Unterthanen sorgte. In seiner amtlichen Stellung hatte er sich gleich entschieden der übermäßigen Besteuerung, der Habgier der Generalpächter und andern eingerissenen Misbräuchen widersetzt, sowie als Director des Buchhandels der Presse die volle Freiheit gelassen, welche keine wohlgeordnete Regierung zu scheuen braucht. Ludwig XVI. berief ihn daher bei seiner Thronbesteigung (1774) als einen der fähigsten und rechtschaffensten Männer abermals an die Spitze der hergestellten Steuerkammer und übertrug ihm 1775 das Ministerium des Innern, welches er aber im folgenden Jahre schon niederlegte. M. bereiste hierauf einen großen Theil von Frankreich, Holland und der Schweiz mit besonderer Aufmerksamkeit für Industrie und öffentliche Anstalten und kam im Anfang der Revolution nach Paris zurück, wo er sich später freiwillig zum Vertheidiger des angeklagten Königs antrug und dessen Sache mit Ehren führte. Dadurch aber selbst verdächtig geworden, ließen die damaligen Gewalthaber M. bald nachher mit seiner Tochter und Enkelin einkerkern und im Apr. 1793 hinrichten. Ludwig XVIII. ehrte sein Andenken, indem er ihm 1826 im großen Saale des Justizpalastes ein Denkmal errichtete und selbst eine Inschrift dazu verfertigte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 36.
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