Menstruation

[115] Menstruation, monatliche Reinigung, auch die Regeln, Periode und Veränderung wird der bei den Frauen und außerdem bei wenigen weiblichen Thieren mit dem Eintritte der Mannbarkeit beginnende und während der ganzen Dauer der Fortpflanzungsfähigkeit meist alle vier Wochen wiederkehrende Blutabgang durch die Geschlechtstheile genannt, der naturgemäß nur durch die Schwangerschaft und das Stillen unterbrochen wird und erst mit dem Erlöschen des Zeugungsvermögens für immer verschwindet. Klima, Erziehung, Lebensweise und viele äußere und innere Verhältnisse bedingen das frühere oder spätere Erscheinen desselben, was im gemäßigten Klima, wie z.B. in Deutschland vom 13.–15. Lebensjahre, später in nördl. Gegenden, in der heißen Zone aber oft schon vom siebenten Jahre an einzutreten pflegt. Er hält in der Regel 4–5 Tage an, ist in der Mitte dieser Zeit am stärksten und kündigt sich meist schon einige Tage vor dem wirklichen Eintritte durch schmerzhafte Spannung im Unterleibe, Ziehen in Lenden, Kreuzbein und Becken, mit Brennen verbundenen Abgang des Urins, Hitze im Gesicht und Kopfschmerz, Veränderung der Hautfarbe, des Geruchs der Ausdünstung, des Ausdrucks im Gesicht, Verminderung der Eßlust und mehre verwandte Empfindungen an, die sich mit Eintritt der Regeln meist verlieren; indeß befällt während der Dauer derselben doch auch die gesündesten Frauen eine gewisse Mattigkeit und Abgespanntheit. Nur ausnahmsweise stellen sie sich zuweilen in den ersten Schwangerschaftsmonaten noch ein oder zwei Mal, dann jedoch gewöhnlich schwächer ein, wird jedoch durch andere Ursachen eine Störung derselben bewirkt, so werden die verschiedenartigsten Krankheitszustände dadurch herbeigeführt. Bleiben sie ganz aus, so übernehmen mitunter ganz andere Organe und Körpertheile als die Gebärmutter, welche dieselbe vermittelt, die Blutausscheidung und es treten zur gewohnten Zeit Blutungen aus der Nase, den Lungen, dem Zahnfleische, Gaumen, Magen und After, der Harnröhre, den Brustwarzen und andern äußern Theilen ein. Unbegründet ist der früher dem Monde darauf zugeschriebene Einfluß, indem es zu allen Zeiten menstruirte Frauen gibt. Übrigens steht diese Verrichtung mit dem ganzen weiblichen Leben im innigen Zusammenhange und der weibliche Körper entledigt sich dadurch des überflüssigen Nahrungsstoffes, so lange dieser nicht zur Ernährung und Ausbildung einer Frucht verwendet wird. Bei mehren morgenländ. Völkern, auch bei den Hottentotten und den meisten Negervölkern, gelten Frauen und Mädchen, wenn sie ihre Regeln bekommen, für unrein, womit auch der zu allen Zeiten und bei allen Völkern verbreitete Glaube zusammentrifft, daß sie durch ihre Nähe den Tod der Seidenwürmer, das Eingehen der Pflanzen, das Verderben der Samenkörner, Umschlagen des Biers, Weins, das Sauerwerden der Milch u.s.w. verursachen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 115.
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