Neuschottland

[274] Neuschottland oder Nova Scotia mit Cap Breton, ein Gouvernement der großbrit. Besitzungen im östl. Nordamerika, begreift die 670 ! M. große Halbinsel Neuschottland, welche blos im W. mit Neubraunschweig zusammenhängt und sonst Akadia hieß und die seit 1820 dazugezogene, nordöstl. gelegene Insel Cap Breton von 112 ! M. mit 20,000 Einw., theils arme Schotten und Irländer, theils von franz. Abkunft, indem die Insel unter dem Namen Isle-royale bis 1763 eine franz. Besitzung war. N. hat gegen 130,000 Einw. von allen christlichen Bekenntnissen, meist aus den drei vereinigten Königreichen und den Vereinigten Staaten von Nordamerika herstammend, sowie etwa 1500 Indianer, die zwar Christen allein zum Theil noch Jäger und Fischer sind, zum Theil aber auch Ackerbau treiben. Ein Drittel des Landes besteht aus Seen und Flüssen, das übrige ist reich an Waldungen und nur von mäßigen Höhen durchzogen. Die Landesproducte sind im Allgemeinen dieselben der andern engl. Besitzungen an dieser Küste von Amerika, doch ist das Klima milder als in Neubraunschweig (s.d.). Außer Viehzucht und Ackerbau ist der Handel Haupterwerbszweig und Holz, Pelzwerk, Thran und Fische (Kabliau, Heringe, Lachse), welche die wichtigen Fischereien an den Küsten und in den Flüssen liefern, sind die vorzüglichsten Ausfuhrartikel desselben; vortreffliche Häfen begünstigen den lebhaften Verkehr zur See. Ebbe und Flut sind hier überaus stark und namentlich an der Westküste steigt die Flut abwechselnd von 20–50 F. Noch vor den Engländern hatten sich Franzosen hier niedergelassen, die aber von jenen 1613 vertrieben wurden, worauf 1623 auf Betrieb des vom König Jakob I. damit beschenkten schot. Ritters Menstley, nachmaligen Grafen von Stirling, die erste bleibende Niederlassung von Schottländern begründet ward und das Land davon seinen Namen bekam. Es blieb jedoch fortwährend ein Gegenstand des Streits zwischen England und Frankreich und war bald dem, bald jenem unterworfen, bis im Frieden von Utrecht 1713 Frankreich ganz darauf verzichtete. Es ist in zehn Grafschaften getheilt und die jetzige Verfassung gleicht der von Canada; Hauptstadt ist die schlecht befestigte Stadt Halifax, an der Südküste, mit 18,000 Einw., einer gelehrten Schulanstalt und einem vortrefflichen Hafen, Bai Chebuco genannt, der eine wichtige Station der engl. Kriegsschiffe in dieser Gegend ist. Andere wichtige Orte sind: Liverpool mit 9000 Einw. an der Mündung des Liverpoolflusses; Annapolis mit 5000 Einw. an der St.-Marybai und Windsor, wo seit 1802 eine Art Universität mit mehren Professoren eingerichtet ist.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 274.
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