Penn

Penn

[439] Penn (William), Stifter des nach ihm benannten nordamerik. Staates Pennsylvanien und einer der eifrigsten Verbreiter der Ansichten der Quäker, war der Sohn eines sehr verdienten engl. Admirals und 1644 zu London geboren.

Sehr frühzeitig sprach sich eine schwärmerisch religiöse Gemüthsrichtung an P. aus, welche sein Besuch der Universität Oxford, die er verlassen mußte, weil er sich mit mehren Studirenden zu besondern Andachtsübungen vereinigt hatte, so wenig wie eine Reise nach Frankreich zu vermindern vermochte und die endlich in den Ansichten der Quäker (s.d.) eine selbstbewußte Befriedigung fand. Weder die Verspottung seiner Bekannten, noch der Zorn seines Vaters, welcher ihn aus dem Hause verwies, noch daß er wegen seiner Predigten und Schriften verhaftet wurde, konnten P.'s Überzeugung wankend machen. Seine Standhaftigkeit und sein fleckenloses Leben erwarben ihm zugleich unter den Quäkern das größte Ansehen und er übte durch seine aufgeklärte Einsicht über die ganze Sekte einen sehr wohlthätigen Einfluß aus. Christliche Duldung und Bruderliebe von Jedem fodernd und Jedem gewährend, veranlaßten ihn die 1678 vom Parlament gegen die Katholiken ergriffenen Maßregeln, als Vertheidiger der Gewissensfreiheit aufzutreten. Dadurch zog er sich von Neuem mancherlei Verfolgungen zu und wurde sogar des heimlichen Katholicismus verdächtigt, erwarb jedoch dadurch in Verbindung mit seinem durchaus achtungswerthen Charakter die Gunst der Könige Karl II. und Jakob II., welcher ihm endlich freie Religionsübung[439] für die Quäker zugestand. Sein Vater, der ihm ein ansehnliches Vermögen hinterließ, hatte sich vor seinem Tode noch völlig mit P. ausgesöhnt, der in Verbindung mit einigen andern Aposteln der Quäker auch in Holland und Deutschland, hier aber mit geringem Erfolge, die Lehren derselben persönlich auszubreiten suchte. Nachdem er endlich den Entschluß gefaßt, eine Niederlassung in Amerika zu gründen, wo sich alle Grundsätze der Quäker ungehemmt verwirklichen könnten und für eine von seinem Vater geerbte Foderung an den Staat ein großes Gebiet am Delaware als Eigenthum unter großbrit. Hoheit eingetauscht hatte, gründete er dort zunächst zwar eine Freistätte für Quäker, allein zugleich für Alle, welche arbeiten und den zum allgemeinen Besten getroffenen Anordnungen sich fügen wollten. Das Gebiet wurde nach P. Pennsylvanien genannt und die von ihm der rasch aufblühenden Ansiedelung 1682 gegebene Verfassung, welche nur auf Recht und Billigkeit gebaut, jeden Unterschied des Standes verbannte und die vollste Glaubensfreiheit verbürgte, sodaß Niemand wegen seiner Art der Gottesverehrung gekränkt oder zur Theilnahme und Erhaltung irgend eines Gottesdienstes genöthigt werden durfte, gab später die Grundlage der Verfassung der nordamerik. Vereinigten Staaten ab; auch gründete P. im nämlichen Jahre die Stadt Philadelphia (s.d.). Nach England zurückgekehrt, wurde P. nach Wilhelm III. Thronbesteigung in eine Untersuchung wegen geheimer Verbindungen mit dem vertriebenen Hause Stuart verwickelt, wozu ein bekannt gewordener Brief Jakob II. an P. die Veranlassung gab. Er wurde jedoch freigesprochen und lebte nun mehre Jahre in großer Zurückgezogenheit, ging 1699 wieder nach Pennsylvanien, um dort sein Leben zu schließen, reiste aber 1701 doch nach England zurück, um einige die Einrichtung seiner Colonie bedrohende Maßregeln der Regierung abzuwenden. Endlich verkaufte er aber 1712 an diese sein Eigenthumsrecht an Pennsylvanien und starb, bis zuletzt voll Eifer für seine frommen und menschenfreundlichen Zwecke, 1718 auf seinem Landsitze in der Grafschaft Buckingham.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 439-440.
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