Stein [2]

[283] Stein (Heinr. Friedr. Karl, Freiherr von und zum), preuß. Staatsminister, wurde 1757 zu Nassau an der Lahn geboren, bezog 1773 die Universität Göttingen und wurde in preuß. Diensten 1780 als Bergrath in Wetter in der Grafschaft Mark angestellt. Darauf 1784 als Gesandter nach Aschaffenburg geschickt, vermochte er den Kurfürsten von Mainz, dem Fürstenbunde beizutreten. Er avancirte nun schnell im Staatsdienste und erwarb sich als Oberpräsident aller westfäl. Kammern (seit 1796) namentlich um den Chausséebau und die Forstwissenschaft Verdienste. Nachdem 1804 der Minister des Accise-, Zoll- und Fabrikdepartements Struensee gestorben war, wurde S. an dessen Stelle berufen. Eifrig in Abschaffung aller Misbräuche zog er sich Angriffe von mehren Seiten zu und so wurde er 1807 in Königsberg, wohin er in Folge der unglücklichen Schlacht bei Jena hatte fliehen müssen, entlassen. Schon nach dem tilsiter Frieden wurde er jedoch zurückberufen und 1808 zum Premierminister ernannt. Er wirkte nun im Stillen eifrig zur Befreiung Deutschlands und dies hatte zur Folge, daß ihn Napoleon 1808 um seine Stellung brachte und er sich 1809–12 in Östreich aufhalten mußte. Er ging hierauf nach Rußland und war auch hier thätig zum nahe bevorstehenden Sturze der franz. Übermacht. Als nach der Schlacht bei Leipzig durch die Alliirten eine Centralverwaltung errichtet wurde, deren Aufgabe es war, die Hülfsquellen der eroberten Länder zu benutzen, um Deutschlands Befreiung zu bewerkstelligen, wurde S. an die Spitze derselben gestellt. In Folge der Beschränkungen, welche dieselbe erlitt und die ihre Thätigkeit hemmten, und der Bedingungen des pariser Friedens, mit welchen S. nicht einverstanden war, zog er sich von den Staatsgeschäften wieder zurück und lebte auf seinen Gütern im Nassauischen und in Westfahlen. Er veranlaßte 1819 die Stiftung der Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde zu Frankfurt am Main, wurde 1827 Mitglied des Staatsraths und war 1827, 1829 und 1830 als Landtagsmarschall der westfälischen Provinzen thätig. Nach seinem 1831 erfolgten Tode gab der Freiherr von Gagern die von S. an ihn gerichteten Briefe (Stuttg. 1833) heraus. Mit der höchsten Uneigennützigkeit, mit Eifer und Ausdauer hat S. zur Befreiung Deutschlands mitgewirkt und sich dadurch für alle Zeiten den Dank seines Volkes verdient, dessen Heil ihm über Alles ging, und er würde noch weiter für dasselbe thätig gewesen sein, wenn nicht sein starrer Wille, seine Unbeugsamkeit ihn von den Staatsgeschäften ausgeschlossen hätten. Vergl. Wiesmann, »S.'s Lebensabend« (Münster 1831) und »Erinnerungen an S.« (Altenb. 1832).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 283.
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