Wiprecht von Groitsch

[741] Wiprecht von Groitsch, Abkömmling eines nordalbingischen, in der Gegend von Salzwedel in der Altmark begütert gewesenen Geschlechts, ward um die Mitte des 11. Jahrh. an des Markgrafen Udo von Brandenburg Hofe zu Stade erzogen, vertauschte an diesen seine Besitzungen gegen Güter im Osterlande und nannte sich nach der dazu gehörenden Veste Groitsch nun Graf von Groitsch. Dem Kaiser Heinrich IV. leistete er besonders in Italien wichtige Dienste, half namentlich Rom im J. 1083 einnehmen, indem er zuerst mit 24 Mann die Mauer erstieg und den Übrigen den Weg bahnte, und ward dafür mit vielen kais. Lehen und Gütern, wie z.B. Kolditz, Grimma, Laußig, Dornburg, Leisnig belohnt. Durch seine Vermählung mit der böhm. Prinzessin Jutta erhielt er Budissin und Nisin in der Oberlausitz, erbte andere Güter in Thüringen und war in zahlreichen Fehden mit seinen Nachbarn immer Sieger. Nach der Heimkehr von einer Wallfahrt nach Rom und Spanien stiftete er 1092–96 das Kloster bei Pegau, schloß sich zuletzt dem vom Papste zur Empörung wider seinen Vater Kaiser Heinrich IV. veranlaßten Heinrich V. mit an, ward aber auch dessen Gegner, als der Herzog von Böhmen, W.'s Schwager, durch ihn entsetzt worden war. Dem Letztern sandte er 1109 seinen Sohn Wiprecht den Jüngern zu Hülfe, der aber in des Kaisers Gefangenschaft fiel und nur gegen Abtretung von Budissin und Nisin, des Schlosses Morungen im Mansfeldischen und Leisnig seine Freiheit erhielt. Als deshalb sein Vater offen wider den Kaiser auftrat, hielt es jedoch der jüngere W. einige Zeit mit letzterm und half sogar 1113 seinen Vater in Groitsch belagern. Dieser ward 1114 mit seinen Verbündeten in Warnstädt vom Grafen Hoyer von Mansfeld überfallen, fiel verwundet in dessen Gewalt und ward von den Reichsständen zum Tode verurtheilt. Indessen versprach der Kaiser seine Begnadigung und Freilassung gegen Abtretung des Schlosses Groitsch, hielt jedoch nicht Wort, erklärte vielmehr W. in die Acht und seiner Güter verlustig, weshalb der jüngere W. sich mit dem Herzoge Lothar von Sachsen wider Heinrich V. verband und ihn durch den Sieg in der Schlacht am Welfesholze bei Eisleben, wo Graf Hoyer von Mansfeld blieb, zur Freilassung seines Vaters und Zurückgabe der Grafschaft Groitsch nöthigte, ja gegen 2000 Mark Silber ertheilte der Kaiser sogar dem ältern W. 1117 die Belehnung mit dem Markgrafthum Lausitz. Alters halber zog er sich 1124 in das Kloster zu Pegau zurück und starb noch in demselben Jahre.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 741.
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