York

York

[771] York mit 26,000. Einw. ist die Hauptstadt der Grafschaft York, der größten von England (277 ! M. mit 1,400,000 Einw.), liegt mitten in einer ansehnlichen Ebene am östl. Ufer des hier schiffbaren Flusses Ouse, wo er den kleinern Fors aufnimmt, und ist dem politischen Range nach die zweite Stadt Englands, deren erste Magistratsperson (Mayor) nebst dem von London allein den Titel Lordmayor führt.

So viel in neuerer Zeit für Erweiterung der Straßen geschehen ist, haben doch manche Stadttheile ihr düsteres Ansehen nicht verloren. Vier durch ihre Bauart merkwürdige alte Thore aus dem 13. Jahrh. führen in die Stadt, deren im 12. Jahrh. zu bauen angefangene und 1426 vollendete Kathedrale zu St.-Peter, gewöhnlich Yorkmünster genannt, die größte und schönste Kirche von altdeutscher Bauart in England ist. Ein Wahnsinniger legte im Febr. 1829 Feuer darin an, die dadurch verursachten Beschädigungen sind aber hergestellt worden. Die Länge der Kirche beträgt 524 F., ihre Breite 222 F., die Höhe des Schiffs 99 F., die des mittlern Hauptthurmes 213 F.; die Orgel hat 3234 Pfeifen und ist nach der zu Harlem die größte in Europa. Y. hat außerdem noch 23 zum Theil prächtige Kirchen und von andern öffentlichen Gebäuden sind das 1725 erbaute Stadthaus, die aus dem 15. Jahrh. herrührende Guildhall mit einem schönen gothischen Saale, das noch von Richard III. erbaute und jetzt als Gefängniß benutzte Schloß, die Musikhalle für 2000 Zuhörer, das Theater und zwei gut eingerichtete Irrenhäuser zu nennen. Die Stadt ist Sitz einer theologischen Facultät der Unitarier, der Erzbischof von Y. aber, welcher der zweite in England ist und den Titel »Primas von England« führt (während der von Canterbury »Primas von ganz England« heißt), residirt in dem 11/2 Stunde entfernten Bishopstown. Unweit Y. liegen das von Quäkern trefflich eingerichtete Irrenhaus Retreat und Schloß Howard mit vielen Kunstschätzen und einem 100 F. hohen Obelisken zu Ehren Marlborough's, sowie einer Schiffsschnabelsäule zu Ehren Nelson's. Berühmt sind auch die bei Y. gehaltenen Wettrennen. Schon zur Zeit der röm. Herrschaft in Britannien bestand Y. unter dem Namen Eboracum als ein wichtiger Ort, wo die röm. Kaiser bei ihrer Anwesenheit am liebsten sich aufhielten und zwei derselben, Severus und Constantinus Chlorus, starben, des letztern Sohn aber, Constantin der Große, geboren wurde. Später schalteten dort die Sachsen, dann die Dänen und Normänner; die ersten Parlamente wurden in Y. versammelt, wohin Eduard I. sogar 1299 die Gerichtshöfe von London verlegte. In den Bürgerkriegen der Häuser York und Lancaster oder der weißen und rothen Rose im 15. Jahrh., sowie nachher zwischen [771] Karl I. und dem Parlament, spielte Y. und seine Umgebung eine wichtige Rolle. Die frühere Bedeutung als Handels- und Hafenplatz hat es seit dem Aufblühen von Hull verloren.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 771-772.
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