Cid, Don Ruy Diaz

[408] Cid, Don Ruy Diaz, Graf von Vivar, mit dem ruhmvollen Beinamen el Campeador, der Vertreter des Ritterthums, der Held unzähliger Sagen und Lieder, war im Jahr 1926 wahrscheinlich zu Vivar, nahe bei Burgos, geboren. Seine Geschichte, der Gegenstand von Hunderten von Gesängen, ist so reich mit Blüthen der Dichtung durchflochten, daß die historische Wahrheit von dem Schmuck der Erfindung fast nicht mehr zu trennen ist. Aus einem altberühmten castilischen Geschlechte herstammend, fallen unter die lange und glorreiche Regierung Fernando's des Großen die ersten Thaten seines Ruhms. Von den Qualen einer unglücklichen Liebe zu Ximenen, der schönen Tochter des Grafen Lozano von[408] Gormaz, der von Ruy's Hand fiel, in die Schrecken des Kampfes getrieben, bestieg der noch nicht 20 jährige Jüngling sein edles Roß Babieca und zog gegen die Mauren, die unter 5 Fürsten verheerend in Castilien eingefallen waren. Von seinem ritterlichen Schwerte erlag der Feind, Ruy sandte die Fürsten gefangen an Fernando, der ihm zum Dank seine geliebte Ximene zuführte Seines Königs Kämpfer gegen Ramiro, den König von Aragonien, erfocht er den Besitz von Calahorra, und als Fernando gestorben und das Reich unter seine 3 Söhne getheilt hatte, siegte Sancho im Bruderkriege über die übrigen, denn der Campeador trug seinen Banner. Nur noch die einzige Stadt Zamora leistete tapfern Widerstand für Alfonzo; vor ihren Mauern fiel Sancho und Alfonzo ward zum Thron berufen, nachdem ihm der Cid zu Burgos einen feierlichen Eid, daß er an des Bruders Ermordung keinen Antheil habe, im Namen der Stadt Castiliens abgenommen hatte. Mit heldenmüthiger Treue diente Ruy seinem neuen Fürsten und kämpfte für sein Reich, auch nachdem er die Wandelbarkeit der königlichen Gnade erfahren hatte. Kein Unglück vermochte den Helden zu beugen, den die glänzendsten Siege mit immer frischen Lorbern krönten. Sein Schwert trieb die Mauren nach Afrika zurück, unterwarf Valencia und züchtigte Don Pedro von Aragonien. Ein Fels in der Gegend von Terruel heißt noch heute Pena del Cid. Die Eroberung Murviedro's 1095, war seine letzte Waffenthat; der Cid starb 1099 im 74.Jahre. Die Sage berichtet, daß sein Leichnam noch gerüstet, mit seinem Schwerte Tizona umgürtet, auf sein treues Schlachtroß Babieca gesetzt, die Mauren, welche nach des Campeadors Tode Valencia wieder zu nehmen versuchten, geschreckt und zur Flucht gezwungen habe. Donna Ximene versenkte ihn darauf zu Cardena in Castilien in eine Grabstätte, die noch jetzt seine Gebeine aufbewahrt. – Die unsterblichen Thaten des Cid wurden zuerst Anfangs des 13. Jahrhunderts in dem Gedicht Poema del Cid el Campeador gefeiert; spätere Lieder sammelte Escobar, aus[409] dieser und Debing's »Sammlung altspanischer Romanzen« über. setzte Herder 70 in seinem »Cid.« Das Leben des Helden ist von J. von Müller im 8. Theil seiner Werke nach historischen Quellen bearbeitet worden.

B.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 408-410.
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