Danaos und die Danaiden (Mythologie)

[74] Danaos und die Danaiden (Mythologie) und die Danaiden. Ueber Libyen herrschte Danaos, der Sohn des Belos und der Anchinoë, Zwillingsbruder des Aegyptos, mit welchem er sich gleich nach des Vaters Tode entzweite. Aegyptos wünschte eine Aussöhnung, und damit nie wieder unbrüderlicher Zwist sie trenne, trug er dem Danaos an, seine funfzig Söhne mit den funfzig Töchtern desselben zu vermählen. Danaos versprach ihm die Töchter, fragte aber über diese wichtige Angelegenheit das Orakel, dieses ließ eine Warnungsstimme ertönen, wodurch geängstigt Danaos die Flucht ergriff, und in Argos nicht nur ein Asyl, sondern auch Thron und Reich wiederfand, das ihm Gelanor, Sohn des Inachos, willig abtrat. Nicht lange aber weilte er hier im gesicherten Frieden, so erschienen die funfzig Söhne des Aegyptos, als dringende Werber, und mahnten ernst an das Versprechen. So gedrängt reifte ein furchtbarer Plan in Danaos; er sammelte seine Töchter um sich, und nahm ihnen allen den schrecklichen Eid ab, ihre Neuvermählten in der Brautnacht zu ermorden. Neun und vierzig gehorchten; ihre Opfer fielen, nur eine der Töchter, Hypermnestra, fühlte Erbarmen, und half dem ihr zugefallenen Mann, Lynkeus, zur Flucht, und verband sich später wieder mit ihm. Der grausame Vater ließ, darüber erbittert, die edle Tochter im Kerker und in Ketten büßen, und setzte ein Gericht nieder, das noch ein härteres Strafurtheil über sie fällen sollte, sie aber freisprach. Jene Männermörderinnen straften die rächenden [74] Götter in der Unterwelt mit ewiger Qual. Immer und immer mußten sie sich mühen, ein durchlöchertes Gefäß, Faß oder Sieb mit Wasser zu füllen, das unaufhörlich wieder abfloß, daher die Allegorie sich ihrer bedient, eine mühsame, langwierige und doch gänzlich fruchtlose Arbeit zu bezeichnen, von der man sprichwörtlich sagen kann, sie heiße Wasser in das Faß der Danaiden schöpfen.

–ch–

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Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 74-75.
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