Wilhelm, Fürst von Oranien

[444] Wilhelm, Fürst von Oranien I. oder der Schweigende, Fürst von Oranien und Graf von Nassau, der Befreier der Niederlande, ein Mann von eiserner Festigkeit und unerschütterlichem Gleichmuth, zwei Eigenschaften, welche ihm bei seiner sonstigen geistigen Größe den harten, langen Kampf gegen Spaniens Uebermacht möglich machten.[444] Geb. am 16. April 1533 zu Dillenburg und vom Kaiser Karl V. vielfach ausgezeichnet und in den Niederlanden verwandt, kam er mit dessen Sohne Philipp II. (s. d.), welcher ihm, statt der gehofften Oberstatthalterwürde, nur das Gouvernement von Holland, Seeland und Uetrecht gab, sehr bald in Zwistigkeiten. Als nun Philipp harten Glaubensdruck übte, auch sonst die niederländischen Freiheiten nicht achtete, als 1568 Egmont (s. d.), Horn und viele Tausende unter Alba's Henkerbeil bluteten, da erhob W. die Fahne des Aufstandes gegen die spanische Herrschaft und legte schon 1579 durch die zu Stande gebrachte Union der sieben nördl. Provinzen den Grund zur Republik der verein. Niederlande. Sein Wirken in jenem blutigen Kriege hat Schiller meisterhaft geschildert. Nicht mit Unrecht betrachteten die Spanier ihn als die Seele des Aufstandes; man erklärte ihn für vogelfrei und ¼Mill. Thaler, nebst Erhebung in den Adelstand, sollte den Mörder belohnen. Es fanden sich mehrere – endlich, am 10. Juli 1584, fiel Wilhelm zu Delft durch die Hand B. Gerards, eines Burgunders, den weniger das Geld als religiöser Fanatismus zur That verleitete. Doch erreichten die Anstifter des ruchlosen Planes ihren Zweck nicht, denn W's kluger Sohn, Moritz, trat in die Fußtapfen seines großen Vaters und vollendete glücklich das angefangene Werk.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 444-445.
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