Vergolden

[765] Vergolden, beliebige Materialien mit einem dünnen Ueberzug von Gold versehen.

1. Auflegen von Blattgold. Je nachdem die zu vergoldenden Gegenstände der Luft ausgesetzt sind oder nicht, unterscheidet man die Oelvergoldung und die französische oder Glanzvergoldung (Branntweinvergoldung). Bei der Oelvergoldung werden die Objekte, wenn sie aus Holz oder sonstigen porösen Stoffen (Papiermaché, künstlichen Holzmassen, Stein u.s.w.) bestehen, mit heißem Leinöl mehrmals gestrichen und dem eingedrungenen Oel genügend Zeit zum Trocknen gegeben. Hierauf folgen die Anstriche mit Oelfarben, aus Kreide, Ocker, Leinölfirnis und Terpentinöl, mager und in sehr dünnen Schichten. Jeder Anstrich wird mit einem Vertreiber möglichst glatt vertrieben und muß vollkommen getrocknet sein, ehe der nächste folgt. Geschliffen wird in den unteren Lagen mit seinem Glaspapier, später mit Schachtelhalm; je nach der Arbeit sind drei bis sieben Anstriche nötig. Große glatte Flächen bedürfen mehr als ornamentierte. Metalle bedürfen keiner Anstriche mit Leinöl; bei diesen wird die Oelfarbe auf die Unterlage aufgetragen, unebene Stellen (Gußfehler, Löcher und Nähte) mit Spachtelkitt ausgetutet, abgeschliffen und die Anstriche dann in der vorerwähnten Weise vorgenommen. Ist die Unterlage genügend glatt, so wird dieselbe mit Vergolderfirnis nicht zu dick überzogen und, ehe dieser trocken geworden, mit Auflegung des Blattmetalles begonnen. Sind alle Teile der Arbeit mit Metall belegt, so läßt man durch einige Tage trocknen, entfernt überflüssiges, noch anhaftendes Metall mit einem weichen Pinsel und glättet dann mit einem Achat oder dem Polierstahl. Der größeren Haltbarkeit wegen überzieht man die Oelvergoldung auch hier und da mit einem fetten Kopallack; doch leidet dadurch der Metallglanz. Bei der meist auf Holz erfolgenden Branntweinvergoldung überstreicht man einige Male mit heißem, nicht zu starkem Leimwasser. Ist das so getränkte Holz ganz trocken geworden, so überzieht man das Stück mit in Leimwasser verriebener Kreide drei- bis viermal recht gleichförmig, läßt aber jeden Anstrich vollkommen trocken werden, ehe man einen nächsten aufbringt. Durch diesen weißen Grund, welcher so gleichförmig als irgend möglich sein muß, gewinnt die Vergoldung an Haltbarkeit; er dient auch dem Gold zur Füllung. Ist der letzte Kreideanstrich gehörig trocken, so wird derselbe mit Schachtelhalm geschliffen, dann poliert. Nach dem Polieren, wenn alles getrocknet, wird mit Wasser angeriebenes Poliment (vgl. Goldleisten) zwei- bis dreimal aufgetragen. Jeder Anstrich muß vollkommen trocken sein, ehe man einen neuen aufträgt, und nach jedem Anstrich wird mit Schachtelhalm und Reiblappen geglättet. Die Auflegung des Metalls erfolgt in gleicher Weise wie bei Oelvergoldung, nur dient als Befestigungsmittel schwacher Branntwein, den man mittels eines breiten weichen Pinsels auf[765] den Polimentgrund aufträgt und diesen anfeuchtet, so daß das Blattmetall haften bleibt. Sind alle Teile mit Metall belegt, läßt man einige Zeit trocknen und glättet jene Teile, die poliert werden sollen, mit einem Achatsteine. Stellen, die matten Glanz zeigen sollen, werden mit einem Auszug von Safran in Alkohol überzogen. Durch entsprechend gefärbte Spirituslacke können die derart hergestellten vergoldeten Gegenstände nach Belieben nuanciert werden (s.a. Goldleisten, Goldpressung und Buchbinderei).

2. Andre Arten der Vergoldung. Feuervergoldung, hauptsächlich auf unedeln Metallen angewendet, erfolgt durch Ueberstreichen der betreffenden Objekte mit Goldamalgam (s. Amalgame) und Erhitzen (Abrauchen), wonach das Quecksilber entweicht und ein Goldüberzug zurückbleibt, der durch nachträgliche Behandlung poliert, gefärbt, mattiert u.s.w. wird (vgl. Goldarbeiten). – Kalte Vergoldung erfolgt bei Metallen durch Plattierung, durch Einreiben einer mit Kreide verdickten Lösung von Goldchlorid in Cyankalium oder durch Einreiben von mit Goldchlorid (s.d.) getränkter und verbrannter Leinwand mittels eines Korkstöpsels, der vorher etwas verkohlt und in Salzwasser getaucht war [2]. – Nasse Vergoldung erfolgt entweder durch Einhängen der zu vergoldenden Objekte in einen Sud von doppeltkohlensauerm Natron und verdünnter Goldchloridlösung oder galvanoplastisch [3] (s.a. Galvanotechnik). – Vergolden des Porzellans s. Tonwaren.


Literatur: [1] Arrenbrecht, Der Vergolder, 4. Aufl., München 1895. – [2] Roseleur, Guide pratique du doreur, 5. Aufl., Paris 1884. – [3] Pfanhauser, Die galvanische Metallplattierung u.s.w., 3. Aufl., Wien 1890; Andés, Blattmetalle, Bronzen u.s.w., Wien 1902; Rentzsch, Gesamtgebiet der Vergolderei, Wien 1887. – [4] Buchner, G., Die Metallfärbung und deren Ausführung, 3. Aufl., Berlin 1906.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 765-766.
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