Belgen

[592] Belgen (Belgae; s. Karte »Germanien«), der dritte Teil der Bevölkerung Galliens, zwischen Seine und Marne (Grenzen gegen die eigentlichen Kelten), Ardennen, Niederrhein und Nordsee. Ursprünglich wohl keine Germanen (wie Cäsar will), sondern Kelten, aber namentlich nach Osten hin mit germanischen Einwanderern vermischt und sehr kriegerisch (300,000 Bewaffnete), zerfielen sie in mindestens 15 Stämme und Völkerschaften, die sich nur in Kriegszeiten ein gemeinsames Oberhaupt wählten. Als die bedeutendsten belgischen Völkerschaften werden genannt: die Bellovaken mit einer Kriegsmacht von 100,000 Mann, um Caesaromagus (Beauvais); die Nervier mit 50,000 Kriegern, an der Sambre; die germanischen Aduatuker mit 50,000 Kriegern, um Tongern; die Remer, um Durocortorum (Reims); die Suessionen, um das heutige Soissons, mit zwölf Städten und 50,000 Mann; die Atrebaten mit 15,000 Kriegern, im heutigen Artois; die Moriner mit 25,000 Kriegern, am Pas-de-Calais; die Menapier, im Scheldeland; die Ambianer mit 10,000 Kriegern, um Amiens; die Viromanduer, im heutigen Vermandois, ebenfalls mit 10,000 Bewaffneten. Daß die Kraft Galliens auf den B. beruhte, beweisen Cäsars Kämpfe 57 und 53 v. Chr.; organisiert wurden seine Eroberungen erst unter Augustus (Provinz »Belgica«, zwischen Seine und Saöne, Rhein und Nordsee). Nach dem Aufstand 16 v. Chr. erhoben sie sich wieder unter Tiberius und dann namentlich zusammen mit den Batavern (s. d.). Unter Diokletian bildeten Belgica prima und secunda zwei Provinzen der Dioecesis Galliarum. Ein Teil der B. war schon früh nach Britannien übergesiedelt; zu Cäsars Zeit war allerdings nur noch der Süden (Wiltshire und teilweise Sussex, Somerset- und Hampshire nebst der Insel Wight) von diesen britannischen B. bevölkert. Ihnen gehörten die Städte Venta Belgarum (Winchester), Aqua Sulis (Bath) u. a. Unter dem Kaiser Claudius wurden diese B. durch A. Plautins von den Römern unterjocht und bald darauf auch romanisiert. Den Angelsachsen unterlagen sie 527 n. Chr. auf der Insel Wight und in Wiltshire, seit 577 auch in den übrigen Teilen ihres Gebietes. Vgl. Schayes, Essai historique sur les usages, les croyances etc. des Belges anciens et modernes (Löwen 1834); Derselbe, La Belgique et les Pays-Bas avant et pendant la domination romaine (2. Aufl., Brüssel 1877, 4 Bde.); Moke, La Belgique ancienne et ses origines gauloises, germaniques et franques (Gent 1855); Hettner, Zur Kultur in Germanien und Gallia Belgica (im 2. Bande der »Westdeutschen Zeitschrift«); Pirenne, Geschichte Belgiens, Bd. 1 (deutsch von Arnheim; Gotha 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 592.
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