Bernays

[713] Bernays, 1) Jakob, Philolog, geb. 11. Sept. 1824 in Hamburg von jüdischen Eltern, gest. 26. Mai 1881 in Bonn, studierte 1844–48 in Bonn, habilitierte sich daselbst 1848, war seit 1853 Lehrer am jüdisch-theologischen Seminar zu Breslau, las zugleich an der Universität und kehrte 1866 als außerordentlicher Professor und Oberbibliothekar nach Bonn zurück. Er hat sich besonders um die philosophische Literatur der Griechen verdient gemacht. Er veröffentlichte: »Heraclitea« (Bonn 1848); »Florilegium renasc. latinitatis« (das. 1849); die Ausgabe des Lucretius (Leipz. 1852 u. ö.); die Lebensbeschreibung des Jos. I. Scaliger (Berl. 1855); »Über das Phokylideische Gedicht« (das. 1856); »Grundzüge der verlornen Abhandlung des Aristoteles über die Wirkung der Tragödie« (Bresl. 1857); »Die Chronik des Sulpicius Severus« (Berl. 1861); »Die Dialoge des Aristoteles in ihrem Verhältnis zu seinen übrigen Werken« (das. 1863); »Theophrastos' Schrift über Frömmigkeit« (das. 1866); »Die Heraklitischen Briefe« (das. 1869); eine Übersetzung der drei ersten Bücher von Aristoteles' »Politik« (das. 1872); die unter Philons Werken stehende Schrift »Über die Unzerstörbarkeit des Weltalls« (das. 1876); »Lucian und die Cyniker« (das. 1879); »Zwei Abhandlungen über die Aristotelische Theorie des Dramas« (das. 1880); »Phokion und seine neuern Beurteiler« (das. 1881). Seine »Gesammelten Abhandlungen« gab Usener heraus (Berl. 1885, 2 Bde.).

2) Michael, Literarhistoriker, Bruder des vorigen, geb. 27. Nov. 1834 in Hamburg, gest. 25. Febr. 1897 in Karlsruhe, studierte 1853–56 in Bonn und Heidelberg Literaturgeschichte, habilitierte sich 1872 zu Leipzig und wurde 1873 außerordentlicher, 1874 ordentlicher Professor der Literaturgeschichte an der Universität zu München, wo er anregend wirkte. 1890 gab er sein Lehramt auf und siedelte nach Karlsruhe über. Von seinen Schriften sind anzuführen: »Über Kritik und Geschichte des Goetheschen Textes« (Berl. 1866); »Briefe Goethes an F. A. Wolf« (das. 1868); »Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare« (Leipz. 1872) und die Einleitung zu Hirzels Sammlung »Der junge Goethe« (das. 1875, 3 Bde.). Auch besorgte er eine revidierte Ausgabe der Schlegel-Tieckschen Shakespeare-Übersetzung (Berl. 1871–72) und gab die Voßsche Übersetzung von Homers »Odyssee« (Stuttg. 1881) in ihrer ältesten Gestalt neu heraus. Aus seinem Nachlaß erschienen »Schriften zur Kritik und Literaturgeschichte« (Stuttg. 1895–99, 4 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 713.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika