Collin

[227] Collin, 1) Heinrich Joseph von, Dichter, geb. 26. Dez. 1771 in Wien als Sohn eines Arztes, gest. daselbst 28. Juli 1811, erhielt nach vollendeten juridischen Studien eine Anstellung im Finanzfach, wurde 1803 nebst seinen Geschwistern geadelt und 1809 zum Hofrat ernannt. In den Kriegen von 1805 und 1809 wurde er mit wichtigen Aufträgen betraut. Seine angestrengte Tätigkeit hatte jedoch seine Gesundheit untergraben. Von seinen Tragödien erinnert die beste, der klassizistische, in sechs Wochen vollendete »Regulus« (Berl. 1802, Neudruck in Reclams Universal-Bibliothek), der in Wien glänzende Aufnahme fand, mehr an das französische als an das griechische Drama. Unter seinen »Gedichten« (Wien 1812) sind die bekanntesten: »Kaiser Max auf der Martinswand«, »Kaiser Albrechts Hund« und »Herzog Leupold vor Solothurn«. Seine Werke erschienen gesammelt Wien 1812–14, 6 Bde., mit Biographie (s. Collin 2). Sein Denkmal steht in der Borromäuskirche zu Wien. Vgl. Laban, Heinrich Joseph v. C. (Wien 1879).

2) Matthäus von, Dichter und Ästhetiker, Bruder des vorigen, geb. 3. März 1779 in Wien, gest. 23. Nov. 1824, studierte neben der Rechtswissenschaft Philosophie und Geschichte, wurde 1808 Professor der Ästhetik an der Universität Krakau und später Professor der Geschichte und Philosophie zu Wien. 1815 übernahm er die Erziehung des Herzogs von Reichstadt, 1818 die Redaktion der »Wiener Jahrbücher der Literatur«, von der er jedoch bald zurücktrat. Er besorgte die Ausgaben der Werke seines Bruders und beschrieb im 6. Bande dessen Leben. Seine eignen »Dramatischen Dichtungen« erschienen Pest 1815–1817 in 4 Bänden; seine »Nachgelassenen Gedichte« gab mit einem biographischen Vorwort I. v. Hammer (Wien 1827, 2 Bde.) heraus.

3) Christen, norweg. Literarhistoriker, geb. 21. Nov. 1857 in Drontheim, studierte in Christiania und während eines fünfjährigen Aufenthalts in England und Frankreich neuere Sprachen und Literaturen, ist Mitarbeiter an »Verdens Gang«, gab 1892–95 mit Sars, Sigurd Ibsen und A. Löchen die »Nyt Tidsskrift« heraus und ist seit 1895 Dozent für europäische Literaturen in Christiania. Sein Buch »Kunst und Moral. Beiträge zur Kritik der Dichter und Kritiker des Realismus« (Kopenh. 1894) ist aus Aufsätzen wider die »dekadenten« Künstler und Literaten erwachsen, die ursprünglich im »Verdens Gang« erschienen. Er veröffentlichte ferner: »Studien über die Kunst der Menschenschilderung« (1899) und die Monographie »Björnstjerne Björnson« (1899; deutsche Ausg. von C. Mjöen, Münch. 1903, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 227.
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