Damiāni

[437] Damiāni, Petrus, einer der einflußreichsten Geistlichen des 11. Jahrh., geb. 1007 in Ravenna, gest. 23. Febr. 1072, verlor früh seine Eltern und verbrachte zunächst schwere Jugendjahre, bis ihm ein älterer Bruder die Mittel gewährte, in Faënza und Parma weltliche Studien zu treiben. Obwohl er selbst schon ein berühmter Lehrer geworden war, entsagte er plötzlich dem weltlichen Leben und trat um 1036 in das Kloster Fonte Avellana in der Diözese Gubbio, wo er sich durch seine strenge Askese und durch seine Predigten auszeichnete und um 1043 Abt wurde. Er wirkte nun aufs eifrigste für die Reform der verwilderten italienischen Kirche, insbes. der Klöster; 1049 übersandte er Leo IX. seinen »Liber Gomorrhianus«, der die Ausschweifungen des Klerus aufs rücksichtsloseste angriff. 1057 wurde D. von Stephan IX. zum Kardinalbischof von Ostia erhoben und kämpfte seitdem gemeinsam mit Hildebrand (später Gregor VII.) gegen Simonie und Priesterehe. 1059 verhalf er in Mailand der Reformpartei zum Sieg und wohnte dem römischen Laterankonzil bei, kehrte 1061 auf einige Zeit in sein Kloster zurück, wurde aber schon 1062 von Hildebrand genötigt, es wieder zu verlassen, und mußte seine Begabung in den Dienst der Politik Hildebrands stellen, obwohl er dessen hierarchischen Standpunkt keineswegs teilte. 1062 wirkte er für die Anerkennung Alexanders II. durch den deutschen Hof und nötigte 1069 als päpstlicher Legat Heinrich IV.[437] zum Verzicht auf seinen Ehescheidungsplan. Den Ausbruch des eigentlichen Investiturstreits hat er nicht mehr erlebt. Seine Schriften wurden vom Kardinal Cajetan gesammelt (beste Ausg., Vened. 1743, 4 Bde.). Vgl. Vogel, Peter D. (Jena 1856); Neukirch, Das Leben des P. D. (Götting. 1875); Guerrier, De Petro Damiano (Orléans 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 437-438.
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