Denis [2]

[639] Denis, 1) Johann Nepomuk Cosmas Michael, Dichter und Bibliograph, geb. 27. Sept. 1729 in Schärding am Inn, gest. 29. Sept. 1800 in Wien, ward von Jesuiten erzogen und trat 1747 zu Wien in den Orden der Jesuiten ein. 1759 wurde er Professor der schönen Wissenschaften an dem von den Jesuiten geleiteten Theresianum zu Wien, erhielt nach der Aufhebung des Ordens die Aussicht über die mit dem Theresianum verbundene Garellische Bibliothek und wurde 1784 zweiter, 1791 erster Kustos der kaiserlichen Hofbibliothek. D. machte das literarisch zurückgebliebene Österreich mit den neuern Bestrebungen durch seine »Sammlung kürzerer Gedichte aus den neuern Dichtern Deutschlands« (Wien 1762–76, 3 Bde.) und durch sein poetisches »Schreiben an einen Freund über Herrn Klopstocks Messiade« (Hamb. 1766) bekannt. In letzterm feierte er voller Begeisterung Klopstock, mit dem er auch in Briefwechsel stand. Um dessen Vorbild Milton kennen zu lernen, studierte er die englische Sprache; 1768–69 erschien seine Übersetzung Ossians in Hexametern. In seinen eignen Dichtungen ahmte er Klopstocks Bardenpoesie ohne Geist nach und nannte sich Sined (Anagramm von D.) den Barden. Sie erschienen u. d. T.: »Die Lieder Sineds des Barden, mit Vorbericht und Anmerkungen von Michael D.« (Wien 1772), später mit Ossian zusammen als »Ossians und Sineds Lieder« (das. 1784, 5 Bde.; neue Aufl. 1791, 6 Bde.). Seine verdienstvollen bibliographischen Arbeiten sind: »Grundriß der Bibliographie und Bücherkunde« (Wien 1774); »Grundriß der Literaturgeschichte« (das. 1776); »Einleitung in die Bücherkunde« (das. 1777, neue Aufl. 1795–96); »Wiens Buchdruckergeschichte bis 1560« (das. 1782, Nachtrag 1793). Sein »Literarischer Nachlaß« ward herausgegeben von J. F. v. Retzer (Wien 1802). Vgl. v. Hofmann-Wellenhof, Michael D. (Innsbr. 1881).

2) Paul, Architekt und Ingenieur, geb. 26. Juni 1795 in Mainz, gest. 2. Sept. 1872 in Dürkheim, studierte an der polytechnischen Schule in Paris und trat 1817 in den bayrischen Staatsdienst. 1834 wurde er der bayrischen Ministerialkommission für den Bau des Main-Donaukanals als Techniker beigegeben und führte 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland, die Nürnberg-Fürther, aus. Unter seiner Leitung entstand auch die München-Augsburger und die Taunusbahn. Seit 1842 Kreisbaurat in Speyer, leitete D. den Bau der pfälzischen Bahnlinien; 1856 wurde er Direktor der Bayrischen Ostbahn und baute bis 1866 deren Netz aus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 639.
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