Destouches

[681] Destouches (spr. dätūsch'),1) Philippe Néricault, franz. Lustspieldichter, geb. 22. Aug. 1680 in Tours, gest. 4. Juli 1754 in Melun, war in Paris erzogen, eine Zeitlang Schauspieler, nach andern Soldat und ging als Gesandtschaftsattaché mit dem Marquis de Puysieux nach der Schweiz. Hier fand er Muße, sein dichterisches Talent dem Theater zuzuwenden. Durch den Beifall, den seine Stücke fanden, erwarb er sich die Gunst des Regenten, des Herzogs von Orléans, der ihn 1717 als Geschäftsträger nach England sandte. Nach seiner Rückkehr (1723) wurde er zum Mitgliede der Akademie gewählt, zog sich aber nach dem Tode des Regenten vom Theater zurück. Seine Komödien haben bei glatter Sprache anständigen Inhalt, doch oft matte Wirkung. Am meisten Erfolg hatten: »Le philosophe marié« (1727), »Le glorieux« (1732), »Le dissipateur« (1736), »La fausse Agnès« (1759), die auch in Deutschland durch Übersetzungen bekannt und beliebt waren. Seine »Œuvres« sind herausgegeben Amsterdam 1755–59, 5 Bde.; Paris 1822, 6 Bde.; seine »Œuvres choisies« veröffentlichte Auger (das. 1810, 2 Bde.), sein »Théâtre choisi« Thierry (das. 1884). Vgl. Lüdemann, Über D.' Leben und Werke (Greifsw. 1895).

2) Joseph Anton von, deutscher Schriftsteller, geb. 13. März 1767 in München, gest. daselbst 13. Mai 1832 als Regierungsrat (ein Sproß derselben Familie wie D. 1), verfaßte Schauspiele aus der bayrischen Geschichte und historisch-statistische Arbeiten. Sein Sohn Ulrich von D., geb. in Amberg 1802, gest. 1863 in München, war Verfasser beliebter Volksstücke. Joseph Antons Bruder Franz Seraph von D., geb. 1772 in München, Schüler Haydns, 1797 Musikdirektor in Erlangen, 1800–1808 in Weimar, dann in Landshut, Homburg und München, gest. 1841 in München, komponierte eine Anzahl Opern und Musiken zu Schauspielen (am bekanntesten das »Reiterlied« in Schillers »Wallenstein«). Zur Geschichte der Familie vgl. die Schrift »Aus der Jugendzeit« (Münch. 1866) von Ulrichs Sohn, Ernst von D., geb. 1843 in München, bayrischer Archivrat, Archivar und Chronist der Stadt München, bekannt durch Arbeiten über die Münchener Lokalgeschichte.

3) Paul Emile (eigentlich Detouche), franz. Maler, geb. 16. Dez. 1794 in Dampierre, gest. 11. Juli 1874 in Paris, bildete sich unter David, Guérin und Gros und besuchte später Italien. Anfänglich huldigte er der historischen Richtung, seinen Ruf erlangte er jedoch erst, als er das bürgerliche Sittenbild kultivierte. Seine Rückkehr der gefallenen Tochter ins elterliche Haus (1827), die unterbrochene Unterzeichnung des Ehevertrags und die Liebe als Arzt (1831) fanden in Aquatinta-Stichen große Verbreitung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 681.
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