Detmold [1]

[684] Detmold, Haupt- und Residenzstadt des Fürstentums Lippe, liegt am Ostfuß des Teutoburger Waldes, zwischen Werre und Berlebecke sowie an der Staatsbahnlinie Herford-Altenbeken, 134 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, Kapellen der Methodisten u. Irvingianer, Synagoge, ein Residenzschloß (um 1500 erbaut), ein neues Palais (Sitz des Grafen Leopold zur Lippe-Biesterfeld) mit Park bei dem Büchenberg, Monumentalbrunnen auf dem Marktplatz, ein Hof- und Sommertheater, desgleichen ein Zuchthaus und zählt (1900) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 55) 11,968 Einw (darunter 943 Katholiken und 229 Juden), die Fabrikation von bunten Etiketten, Tabak und Zigarren, Cakes, Möbeln, Stuck, Seife etc., desgleichen Bildhauerei und Bierbrauerei betreiben.

Wappen von Detmold.
Wappen von Detmold.

Die Stadt if: Sitz der Landesbehörden, eines Generalsuperintendenten, eines Landgerichts, eines Oberverwaltungsgerichts und hat ein Gymnasium mit Realschule, Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Baugewerkschule, Gewerbeschule, Waisenhaus, öffentliche Bibliothek (80,000 Bände) und naturhistorisches Museum D. ist Geburtsstadt der Dichter Freiligrath und Grabbe.[684] In der Nähe auf dem Teutoburger Walde die Grotenburg (s.d.) mit dem Hermannsdenkmal und das fürstliche Jagdschloß Lopshorn mit Gestüt. Zum Landgerichtsbezirk D. gehören die neun Amtsgerichte zu Alverdissen, Blomberg, D., Hohenhausen, Horn, Lage, Lemgo, Örlinghausen und Salzuflen. Vgl. die Führer durch D. von Thorbecke (»Der Teutoburger Wald, D. etc.«, 13. Aufl., Detm. 1901) und Sieweke (1902). – Zwischen D. und Horn, auf dem sogen. Winnfeld, fand nach gewöhnlicher Annahme die Varusschlacht statt. Aus Karls d. Gr. Zeit ist Theotmalli, Thiatmelle (»Volksgericht«) als Schauplatz eines Sieges über die Sachsen (im Mai 783) bekannt. 1011 schenkte König Heinrich II. den Gau von D. an das Bistum Paderborn, das später die edlen Herren von Lippe damit belehnte. Zwischen 1283 und 1305 erhielt D. Stadtrechte. Während der Soester Fehde wurde es 1447 von den hussitisch-böhmischen Kriegshorden erobert, 1547 mit der Burg durch einen Brand zerstört. 1501 wurde es Residenz der Herren von Lippe. Simon V. (gest. 1536) erbaute das jetzige Schloß.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 684-685.
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