De Wette

[853] De Wette, Wilhelm Martin Leberecht, hervorragender protest. Theolog, geb. 14. Jan. 1780 in Ulla bei Weimar, gest. 16. Juni 1849 in Basel, ward 1805 in Jena akademischer Dozent, 1807 außerordentlicher Professor der Philosophie, 1809 ordentlicher Professor der Theologie in Heidelberg und 1810 in Berlin. Hier brachte das Trostschreiben, das der freiheitliebende Mann 1819 an die Mutter von Karl Ludwig Sand (s.d.) richtete, ihn in Konflikt mit der Regierung. Seines Lehramtes enthoben, zog er sich nach Weimar zurück und legte das ihm widerfahrene Unrecht in seiner Schrift »Aktensammlung über die Entlassung des Professors D. vom theologischen Lehramt in Berlin« (Leipz. 1820) dem öffentlichen Urteil vor. In Weimar vollendete er die Herausgabe seiner »Christlichen Sittenlehre« (Berl. 1819–21, 3 Bde.) sowie der »Briefe, Sendschreiben und Bedenken Luthers« (das. 1825–1828, 5 Bde.) und legte in dem romanartigen Werke »Theodor, oder des Zweiflers Weihe« (das. 1822, 2 Bde.; 2. Aufl. 1828) seinen religiösen Entwickelungsgang dar. Seiner Wahl zum Prediger an der Katharinenkirche zu Braunschweig wurde die landesherrliche Genehmigung versagt. So folgte er 1822 einem Ruf als Professor der Theologie nach Basel, wo er 1829 zum Mitgliede des Erziehungsrats ernannt und mit dem Bürgerrechte der Stadt Basel beschenkt wurde. Seinen literarischen Ruf begründeten die »Beiträge zur Einleitung in das Alte Testament« (Halle 1806 bis 1807, 2 Bde.), das »Lehrbuch der hebräisch-jüdischen Archäologie« (Leipz. 1814, 4. Aufl. 1864), vor allem aber das kompendiöse und vielgebrauchte »Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die Bibel Alten und Neuen Testaments«, dessen alttestamentlicher Teil (Berl. 1817) bis 1869 acht, der neutestamentliche[853] (Berl. 1826) bis 1860 sechs Auflagen erlebt hat. Weitverbreitet waren seine Kommentare, besonders der »Kommentar über die Psalmen« (Heidelberg 1829, 5. Aufl. 1856), und das »Kurzgefaßte exegetische Handbuch zum Neuen Testament« (Leipz. 1836ff.; in seinen einzelnen Teilen vielfach neu aufgelegt). Eine hervorragende Leistung bot die mit Augusti (s.d.) unternommene Übersetzung der Heiligen Schrift (Heidelb. 1805–12, 6 Bde.; 4. Aufl. 1858, 3 Bde.). Vgl. Wiegand, D., eine Säkularschrift (Erfurt 1879); Stähelin, D. nach seiner theologischen Wirksamkeit etc. (Basel 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 853-854.
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