Diedenhofen

[886] Diedenhofen (franz. Thionville), Stadt und Festung im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis D.-Ost, an der Mosel, Knotenpunkt an der Eisenbahn Metz-Luxemburg, 155 m ü. M., hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, Synagoge, Gymnasium, Bergschule, landwirtschaftliche Winterschule, Waisenhaus, Theater, 2 Kreisdirektionen (D.-Ost und D.-West), Amtsgericht, Hauptzollamt, betreibt Eisen-, Stahl- und Zementwerke, eine Thomasschlackenmühle, Fabrikation von Schlackensteinen, Öl und Ölkuchen, Fleischwaren, Konserven, Senf, Treibriemen etc., Bierbrauerei, Wein-, Obst- und Gemüsebau und zählt (1900) mit der Garnison (2 Bataillone Infanterie Nr. 135, ein Dragonerregiment Nr. 6 und 2 Kompagnien Fußartillerie Nr. 8) 10,062 Einw., darunter 2727 Evangelische und 158 Juden. – D. bestand schon zur Zeit der Merowinger als Theudonevilla, Totonisvilla, Theodunvilla und war bereits unter Pippin (753) eine königliche Pfalz, in der mehrere Reichstage abgehalten worden sind, z. B. 835, als die Absetzung Ludwigs des Frommen für ungültig erklärt wurde. Später gehörte D. zur Grafschaft Arlon und kam mit dieser an Limburg, im 13. Jahrh. an Lothringen. Nach dem Sieg Piccolominis über die Franzosen unter Feuquières bei D. (7. Juni 1639) wurde die Stadt 10. Aug. 1643 von Condé erobert, fiel 1683 an Frankreich und ward durch Vauban neu befestigt. 1792,1814 und 1815 ward D. von den Verbündeten vergeblich belagert. In dem deutsch-französischen Kriege von 1870/71 ward D. von der 14. preußischen Infanteriedivision unter General v. Kameke vom 9. Nov. ab belagert und nach einem heftigen Bombardement 22.–24. Nov., wobei ein großer Teil der Stadt zerstört wurde, 25. Nov. zur Übergabe gezwungen. Vgl. Teissier, Histoire de Thionville (Metz 1828); Spohr, Die Belagerung von Thionville 1870/71 (Berl. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 886.
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