Eudoxĭa

[152] Eudoxĭa, 1) Tochter des fränkischen Generals Bauto, Gemahlin des oströmischen Kaisers Arcadius, beherrschte nach dem Sturz des Rufinus und des Eutropius ihren schwachen Gemahl gänzlich. Als sie den von ihr wegen seiner Strafpredigten gefürchteten Patriarchen Joh. Chrysostomos 403 in die Verbannung schickte, sprach sich das Volk zu Konstantinopel so heftig gegen diese Maßregel aus, daß E. in seine Zurückberufung willigen mußte; indes mußte er doch schon 404 wieder ihrem Haß weichen. Sie starb 405. Vgl. Thierry, Saint Jean Chrysostome et l'impératrice Eudoxie (2. Aufl., Par. 1874); Güldenpenning, Geschichte des oströmischen Reiches unter Arcadius und Theodosius II. (Halle 1885).

2) Licinia E., Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II., Gemahlin des weströmischen Kaisers Valentinian III., wurde nach dessen Ermordung (16. März 455) gezwungen, den Mörder Maximus zu heiraten; daß sie deshalb den Vandalenkönig Geiserich nach Italien gerufen habe, ist eine Fabel. Am 2. Juni wurde Rom von Geiserich erobert und geplündert, E. aber nebst ihren Töchtern Eudoxia und Placidia nach Afrika in die Gefangenschaft abgeführt, aus der sie mit Placidia erst 462 entlassen wurde; sie starb in Konstantinopel. Ihre Tochter Eudoxia hatte 456 wider ihren Willen Geiserichs Sohn Hunerich geheiratet, entfloh aber 472 nach Jerusalem und starb in Konstantinopel.

3) E. Feodorowna (russ. Awdotja), Zarin von Rußland, aus der Familie Lapuchin, erste Gemahlin Peters d. Gr. seit 1689 und Mutter des Alexei, ward 1698 in ein Kloster bei Susdal gesperrt. Hier unterhielt sie mit dem Major Gljebow 1709 und 1710 ein Liebesverhältnis. Während des Prozesses gegen den Zarewitsch Alexei (s.d. 2) wurde sie 1718 in Moskau verhört und hierauf im Kloster Staraja Ladoga bei Schlüsselburg eingeschlossen. Als ihr Enkel Peter II. 1727 den Thron bestieg, durfte E. nach Moskau kommen; sie starb daselbst 7. Sept. 1731.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 152.
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