Hagedorn [2]

[611] Hagedorn, 1) Friedrich von, deutscher Dichter, geb. 23. April 1708 in Hamburg, gest. daselbst 28. Okt. 1754, besuchte das Gymnasium seiner Vaterstadt, widmete sich seit 1726 in Jena dem Studium der Rechte, verbrachte die Jahre 1726–29 als Sekretär des dänischen Gesandten in London, wo er sich in das Studium der englischen Sprache und Literatur vertiefte, und erhielt 1733 das Sekretariat des English Court, einer alten Handelsgesellschaft zu Hamburg, wodurch ihm eine einträgliche und angenehme Lebensstellung gesichert war. Seine gesellschaftlichen und dichterischen Talente zogen einen durch Bildung und Heiterkeit ausgezeichneten Kreis von Freunden in seine Nähe, und so wurde er in Hamburg in allem, was zur Kunst und Poesie in Beziehung stand, der Förderer des guten Geschmacks. Schon 1729 veröffentlichte er den »Versuch einiger Gedichte« (neue Ausgabe von Sauer, Heilbr. 1883), deren Ton noch durchaus an die ältern Dichter Hofmannswaldau und Brockes erinnert. Dagegen zeigen sich seine charakteristischen Vorzüge in dem »Versuch in poetischen Fabeln und Erzählungen« (1738), wo er sich den leichten Plauderton der Franzosen, besonders Lafontaines, zum Muster nahm und sich durch Leichtigkeit und Anmut auszeichnete. In den folgenden Jahren ließ er in mehreren Sammlungen seine »Oden und Lieder« und seine »Moralischen Gedichte« erscheinen, in denen er die Horazische Philosophie des weisen Lebensgenusses predigt. Seine »Poetischen Werke« erschienen gesammelt Hamburg 1756, 7 Bde., und öfter; die beste Ausgabe nebst Lebensbeschreibung besorgte Eschenburg (das. 1800, 5 Bde.). Vgl. Schuster, Friedrich v. H. (Leipz. 1883); Eigenbrodt, H. und die Erzählung in Reimversen (Berl. 1884); Meinhold, Hagedorns Gedanken von sittlicher und geistiger Bildung (Leipz. 1894); A. Frick, Über Popes Einfluß auf H. (Progr., Wien 1900).

2) Christian Ludwig von, Kunstliebhaber und Radierer, Bruder des vorigen, geb. 14. Febr. 1713 in Hamburg, gest. 24. Jan. 1780 in Dresden, trat 1737 in sächsische Dienste und ward 1763 Geheimer Legationsrat und Generaldirektor der sächsischen Kunstakademien, die sich unter seiner Leitung eines schönen Gedeihens erfreuten. H. versuchte sich in der Radierkunst, erwarb sich aber besonders einen Namen durch seine »Betrachtungen über die Malerei« (Leipz. 1762, 2 Bde.; franz. von Huber, das. 1775, 2 Bde.), die der ästhetischen Anschauung seiner Zeitgenossen geraume Zeit ihre Richtung gaben. Ferner schrieb er: »Briefe über die Kunst von und an Christ. Ludw. v. H.« (hrsg. von Tork, Leipz. 1797); »Lettres à un amateur de la peinture, etc.« (Dresd. 1755).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 611.
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