Hanau [3]

[713] Hanau, Gertrude, Fürstin von, Gemahlin des letzten Kurfürsten von Hessen, geb. 18. Mai 1806 in Bonn, gest. 9. Juli 1882 in Prag, die Tochter katholischer Eltern namens Falkenstein, heiratete einen preußischen Leutnant, Lehmann, ließ sich aber auf Veranlassung des Kurprinzen Friedrich Wilhelm von Hessen (s. Friedrich 26), der sie in Bonn kennen lernte, von Lehmann, dessen Söhne später zu Baronen Scholley ernannt wurden, scheiden und vermählte sich, evangelisch geworden, im August 1831 mit ihm. Als Mitregent seines Vaters erhob sie Friedrich zur Gräfin von Schaumburg und als Kurfürst 1853 nach Niederwerfung der Verfassung zur »Fürstin von H.«, ohne damit ihre und ihrer acht Kinder Ebenbürtigkeit zu erreichen. Da die fremden Fürsten mit seltenen Ausnahmen sich weigerten, die Fürstin auf gleichem Fuß zu behandeln, schloß sich der Kurfürst gegen die andern deutschen Höfe ab und zerfiel namentlich mit dem verwandten preußischen Königshaus. Die Fürstin, bestrebt, ihren nicht erbberechtigten Kindern ein großes Vermögen zu sichern, bestimmte ihren Gemahl zu vielen Schritten, die das Verhältnis zu den Landständen störten und den spätern hartnäckigen Streit mit diesen verschärften. Seit dem Tode ihres Gemahls (6. Jan. 1875) lebte die Fürstin in Prag. Ihr Sohn Wilhelm, Fürst von H., geb. 19. Dez. 1836, Besitzer der Herrschaft Hořowitz in Böhmen, starb kinderlos 3. Juni 1902; sein Titel ging an den jüngern Bruder, Karl, geb. 29. Nov. 1840, der in Kassel lebt, über.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 713.
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