Handelskorrespondenz

[732] Handelskorrespondenz, kaufmännische Korrespondenz, der Briefwechsel des Kaufmanns über Handelssachen, kennzeichnet sich durch Bestimmtheit und Kürze des Ausdrucks und aus diesem Grunde häufig auch durch gewisse von der gewöhnlichen Briefform abweichende Eigentümlichkeiten. Die früher viel üblichen sprachwidrigen Redewendungen und gekünstelten Ausdrücke verschwinden heute mehr und mehr aus der H. Insofern im kaufmännischen Brief die gegenseitig eingegangenen Verpflichtungen und Bedingungen ihren Ausdruck finden, gewinnt er die Bedeutung einer förmlichen Willenserklärung und kann handelsrechtlich als Beweismittel anerkannt werden. In Deutschland gilt die H. als Privaturkunde im Sinne von § 416 der Zivilprozeßordnung. Hiernach begründen solche von den Ausstellern unterschriebene Urkunden den vollen Beweis dafür, daß die in derselben enthaltenen Erklärungen von den Ausstellern abgegeben sind. Die Handelsgesetze der meisten Staaten fordern deshalb die Aufbewahrung der empfangenen Handelsbriefe und von den abgesandten die Zurückbehaltung einer der Zeitfolge nach in ein Kopierbuch einzutragenden Abschrift (Kopie oder Abdruck). Das deutsche Handelsgesetzbuch (§ 38, 44) fordert zehnjährige Aufbewahrung der H. (s. Kaufmann). Auf den großen europäischen Kontoren, namentlich an Seeplatzen, pflegt man hauptsächlich in fünf Sprachen (Handelssprachen, s. d.) zu korrespondieren: deutsch, französisch, englisch, italienisch und spanisch. Vgl. Schiebe-Odermann, Die kaufmännische Korrespondenz (mit französischer, englischer und italienischer Phraseologie; 15. Aufl. von Adler, Leipz. 1903) und Auswahl deutscher Handelsbriefe mit Übersetzungen (11. Aufl., das. 1899); Rhode, Praktisches Handbuch der H. (in fünf Sprachen; 10. Aufl., Frankf. 1898); Barten, Neuer kaufmännischer Briefverkehr in fünf Sprachen (Hamb. o. J.); »Allgemeine H. in 15 Sprachen« (Berl., in zahlreichen Auflagen);[732] Lehrbücher von Burchard (4. Aufl., Wien 1889), Glöckner (5. Aufl., Leipz. 1900), Findeisen (6. Aufl., das. 1902), Kleibel (2. Aufl., Wien 1896), Schär (2. Aufl., Berl. 1903), R. Stern (Leipz. 1902), Porges (10. Aufl., Wien 1903); M. und C. Wolfrum, Der kaufmännische Briefverkehr (Leipz. 1898). Für die H. in englischer Sprache geben Anleitung: Cates (2. Aufl., Leipz. 1901), Schneifler (2. Aufl., Dresd. 1902), Müller (Leipz. 1902), Eickhof (Elberf. 1902), Bergmann (das. 1903), Brandenburg (Berl. 1903), Knock (Hannov. 1903), Krüger (Leipz. 1903), Montgomery (das. 1903); für Französisch: Glanz (2. Aufl., Berl. 1903), Kürschner (Leipz. 1903), Dickhoff (2. Aufl., Elberf. 1903); für Italienisch: Locella (5. Aufl., Leipz. 1902), Beaux (das. 1903); für Spanisch: Ramshorn (das. 1901), Castres (4. Aufl., das. 1902); für Portugiesisch: Helbling (das. 1904); für Russisch: Pfeiffer (das. 1902), Haller (Riga 1903; Wörterbuch, das. 1902); für Böhmisch: Kheil (3. Aufl., Prag 1903). Wörterbücher: »Lexikon der H. in neun Sprachen« (Hamb. 1889, 2. Bde.); Fitzen: Wörterbuch der Handelssprache, deutsch-englisch (Hamb. 1893), Englisch-deutsch (das. 1897) und Fremdwörter der Handelssprache (Leipz. 1894); Löwe, Lexikon der H., deutsch, italienisch und spanisch (Berl. 1896 ff.) und deutsch-englisch-französisch (6. Aufl., das. 1902); Kistner, Wörterbuch der H. (in fünf Sprachen, Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 732-733.
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