Kalmar [3]

[487] Kalmar, Hauptstadt des gleichnamigen schwed. Läns (s. oben), ziemlich regelmäßig gebaut, auf einer durch eine Brücke mit dem festen Lande verbundenen Insel (Quarnholmen), am Kalmarsund, der Insel Öland gegenüber, war als der Schlüssel von Göta-Rike ehemals sehr stark befestigt; jetzt sind die Festungswerke größtenteils geschleift. Die Stadt ist durch Eisenbahnen mit Emmaboda (an der Linie Karlskrona-Wexiö), Berga (an der Linie Oskarshamn-Nässjö) und Torfås verbunden, hat eine schöne Kathedrale (1660–99 erbaut), ein altes Schloß, ein Gymnasium, einen guten Hafen, Dampfmühle, Schiffswerften, Tabak-, Zichorien- und Zündhölzerfabrikation und (1903) 13,508 Einw., die lebhaften Handel (Einfuhr von Weizen, Roggen, Heringen, künstlichem Dünger, Ausfuhr von Hafer, Holz, Zündhölzern) treiben. 1899 liefen hier 2664 Schiffe von 462,944 Ton. ein. K. ist[487] Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls. Im Stadtpark steht ein Denkmal zur Erinnerung an die Landung Gustav Wasas an der Landspitze Stensö. Durch einen tiefen Meeresarm von der Stadt getrennt, liegt das jetzt zum Teil restaurierte Schloß K.-K., eine der ältesten schwedischen Städte, im Mittelalter von vielen Deutschen bewohnt und Mitglied der Hansa, vom 13.–16. Jahrh. Sitz zahlreicher Herrentage, Reichstage etc., wurde wegen seiner militärischen Bedeutung in den Kriegen zwischen Schweden und Dänemark oft belagert, war 1611 Mittelpunkt des dänisch-schwedischen Kalmarkrieges (1611–13) und ward 1653 an seine jetzige Stelle verlegt. Die Festungswerke wurden zu Beginn des 19. Jahrh. geschleift. Das sehr alte, neuerdings restaurierte Schloß ist eins der interessantesten Baudenkmäler Schwedens. Kalmarische Union heißt die durch Königin Margarete (s. d.) bewirkte Vereinigung der drei skandinavischen Reiche. Die sogen. Unionsakte vom 20. Juli 1397 hat sich durch die Untersuchungen des schwedischen Forschers O. S. Rydberg (s. d.) als ein nie zu voller Gültigkeit gelangter Präliminarvertrag erwiesen, doch kann die Union von da an gerechnet werden. Mehrmals erneuert, zerfiel sie 1523 endgültig durch die Thronbesteigung Gustav Wasas (s. Gustav 1). Vgl. Sylvander, K. slotts och stads historia (Kalm. 1864–74, 9 Bde.); Bährendtz, K. slott. Beskrifning och historia (2. Aufl., das. 1900); A. Larsen, Kalmarkrigen (Kopenh. 1889); Rydberg, Om det från Unionsmötet i Kalmar 1397 bevarade dokumentet (Stockh. 1886) und Ett inlägg i frågan om Unionsdokumentet af 1397 (»Svensk historisk Tidskrift«, 1890). Ihm widerspricht Chr. Erslev, Unionsbrevet fra Kalmarmödet 1397 und Fortsatte Bemärkninger om Unionsbrevet fra Kalmarmödet 1397 (»Aarböger for Nordisk Oldkyndighed og Historie«, 1889 u. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 487-488.
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