Knackfuß

[163] Knackfuß, Hermann, Maler und Kunstschriftsteller, geb. 11. Aug. 1848 in Wissen a. d. Sieg, studierte von 1865–69 auf der Kunstakademie in Düsseldorf, machte den Krieg von 1870/71 mit und nahm nach Beendigung des Krieges seine künstlerischen Studien wieder bei E. Bendemann, später bei E. v. Gebhardt auf. 1874 erhielt er den Staatspreis zu einer Studienreise und ging 1875 nach Rom, wo er sich bis 1878 aufhielt. In den folgenden Jahren beschäftigte ihn die Ausmalung der Aula des Gymnasiums zu Wohlau in Schlesien, und 1880 wurde er als Professor an die Kunstakademie in Kassel berufen, wo er 1881 Lehrer der Anatomie und 1890 Lehrer der Kunstgeschichte wurde. Von seinen seit 1880 entstandenen dekorativen und monumentalen Malereien und Geschichtsbildern sind die hervorragendsten: die Schlacht bei Mühldorf (im Besitz des deutschen Kaisers), ein allegorisches Deckengemälde im Treppenhaus des Regierungsgebäudes zu Kassel (1882), zwei Wandgemälde in der Durchgangshalle des Bahnhofs zu Straßburg i. E.: Im alten Reich und Im neuen Reich (1883), die Schlacht bei Turin (1884, Wandgemälde in der Feldherrenhalle des Berliner Zeughauses), die Wandmalereien im Treppenhaus des Offizierkasinos des Gardehusarenregiments in Potsdam (1888), Friedrich III., Burggraf von Nürnberg, überbringt Rudolf von Habsburg die Nachricht von dessen Wahl zum Kaiser (1891, im Besitz des deutschen Kaisers), Kaiser Justinian und die Verfasser der Pandekten (1892, Wandgemälde im Treppenhaus des Justizgebäudes in Kassel), eine heilige Familie (1893, Altarbild im Dom zu Fulda), die Schlacht bei Nikopoli (1895) und Kaiser Heinrich VII. erteilt dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich IV., den Ritterschlag (1897, beide im Besitz des deutschen Kaisers). 1895 und 1896 führte er nach Entwürfen Kaiser Wilhelms II. die allegorischen Zeichnungen »Völker Europas, wahret eure heiligsten Güter!« und »Niemand zuliebe, niemand zuleide!« aus, und 1898 begleitete er den Kaiser auf dessen Reise nach Palästina. Nach den dort gemachten Studien entstand das Bild: Einzug des Kaisers und der Kaiserin in Jerusalem 29. Okt. 1898 (1903). Er hat auch zahlreiche Bildnisse gemalt und über tausend Zeichnungen für den Holzschnitt geliefert. Er schrieb: »Deutsche Kunstgeschichte« (Bielef. 1888, 2 Bde.) und gibt seit 1895 in Verbindung mit andern die »Künstlermonographien« (bisher 75 Bde.) heraus, zu denen er Raffael, Rembrandt, Rubens, Michelangelo, Dürer, Murillo, Holbein, Tizian, Velazquez, F. Hals, van Dyck und Menzel beigesteuert hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 163.
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