Lannes

[182] Lannes (spr. lann'), 1) Jean L., Herzog von Montebello, franz. Marschall, geb. 11. April 1769 als Sohn eines Stallknechts in Lectoure (Gers), gest. 31. Mai 1809, war erst Färber, trat 1792 als Feldwebel in die Armee ein und erwarb sich 1796 und 1797 in Italien durch heroische Tapferkeit den Rang eines Brigadegenerals. 1798 folgte er Bonaparte nach Ägypten. Bei den Ereignissen des 18. Brumaire leistete er Bonaparte wesentliche Dienste, folgte ihm 1800 nach Italien und schlug hier den Feind 9. Juni bei Montebello. 1801 ernannte ihn Bonaparte zum bevollmächtigten Minister in Lissabon und 1804 zum Marschall und zum Herzog von Montebello. Im Feldzuge gegen Österreich und Rußland (1805) lieferte L. der russischen Armee 16. Okt. das Treffen bei Hollabrunn. Bei Austerlitz trug er an der Spitze des linken Flügels viel zum Siege bei. 1806 befehligte er in der Schlacht bei Jena das Zentrum, schlug 26. Dez. die Russen bei Pultusk und wurde hier schwer verwundet. Im Mai 1807 übernahm er das Kommando über das Reservekorps und wohnte den Treffen bei Heilsberg und bei Friedland bei. Er begleitete 1808 den Kaiser nach Spanien, wo er 22. Nov. den General Castaños bei Tudela schlug und darauf die berühmte Belagerung von Saragossa leitete. Bei Aspern (1809) befehligte er das Zentrum. Als er am zweiten Schlachttag, 22. Mai, die Linien durchritt, um den Soldaten Mut zuzusprechen, riß eine Kanonenkugel ihm beide Beine hinweg; er erlag dieser Verstümmelung in Wien. Seine Leiche wurde nach Straßburg gebracht, 1810 zu Paris im Panthéon beigesetzt und später auf dem Kirchhof Père-Lachaise beerdigt. In seinem Geburtsort ist ihm eine Statue errichtet. Vgl. Thoumas, Le maréchal L. (Par. 1891); Charles Lannes, Le maréchal L., duc de Montebello, par son petit-fils (Tours 1900).

2) Napoléon Auguste L., Herzog von Montebello, Sohn des vorigen, geb. 30. Juli 1801, gest. 19. Juli 1874, erhielt 1815 von Ludwig XVIII. die Pairswürde und trat nach der Revolution von 1830 in den Staatsdienst als Gesandter. 1839 ging er als Gesandter nach Neapel, war später Marineminister im Guizotschen Kabinett und wurde 1849 in die Legislative gewählt, wo er mit der Majorität stimmte. 1858–64 war er französischer Botschafter in Petersburg. 1864 wurde er zum Senator ernannt.

3) Gustave Olivier L., Graf von Montebello, Bruder des vorigen, geb. 4. Dez. 1804. gest. 29. Aug. 1875, diente 1830–40 als Kavallerieoffizier in Algerien, nahm 1831 am polnischen Insurrektionskrieg teil, ward nach dem Staatsstreich 1851 Adjutant Napoleons, 1855 Divisionsgeneral und 1862 Oberbefehlshaber der französischen Truppen in Rom. 1867 wurde er zum Senator ernannt, trat aber 1869 in den Ruhestand.

4) Gustave Louis L., Graf von Montebello, Sohn von L. 2), franz. Diplomat, geb. 4. Okt. 1838 in Luzern, trat 1858 in den diplomatischen Dienst, ward 1880 Geschäftsträger in München, 1882 Gesandter in Brüssel, 1886 Botschafter in Konstantinopel und 1891 in St. Petersburg, wo er viel zu dem französisch-russischen Freundschaftsbündnis beitrug. Im September 1902 ward er, weil er sich dem antiklerikalen Ministerium Combes nicht unterordnen wollte, abberufen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 182.
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