Loubat

[738] Loubat (spr. luba), Joseph Florimond, Herzog von, Förderer der amerikanischen Altertumskunde, geb. 21. Jan. 1831 in New York, wohin sein Vater, Joseph L., aus Saint-Martin (Lot-et-Garonne) Anfang des 19. Jahrh. ausgewandert war. Er studierte in Paris, wo er 1847 den Grad eines bachelier es lettres erwarb, wurde 1858 der königlich württembergischen Gesandtschaft in Paris attachiert und bekleidete diese Stellung mit Ausnahme eines vorübergehenden Tausches mit der gleichen in Wien (Ende 1859) bis 26. Mai 1865, wo er durch Verleihung des württembergischen Kronenordens persönlich geadelt ward. Seitdem widmete er sich fast ausschließlich seinem großzügigen Mäcenatentum, dos bald von der Wissenschaft anerkannt ward; schon 11. Dez. 1869 verlieh ihm die juristische Fakultät der Universität Jena ehrenhalber den Doktorgrad. Großartige Stiftungen zugunsten der katholischen Kirche bewogen Papst Leo XIII., ihn 6. März 1888 zum Grafen und 10. April 1893 zum Herzog zu ernennen. Auch sonst überboten sich die durch seine Freigebigkeit geförderten wissenschaftlichen Körperschaften und deren fürstliche Protektoren in Auszeichnungen aller Art. Die Hauptverdienste Loubats liegen auf dem Gebiete der Amerikanistik, der er fortgesetzt große Summen zur Herausgabe kostbarer Bilderhandschriften der alten Mexikaner, seltener Karten etc. zur Verfügung stellte; daneben ermöglichte oder unterstützte er die Forschungsreisen von Teobert Maler, Eduard Seler und Marshall H. Saville in Mittelamerika. Dem preußischen Staat überwies er im September 1899 ein Kapital, aus dessen Zinsen eine Professur für amerikanische Sprach-, Volks- und Altertumskunde begründet werden konnte, die Seler übertragen ward; je eine ähnliche Gründung verdanken ihm das Collège de France in Paris (1902) und die Columbia-Universität in New York (1904). Seit 1903 erfreuen sich die französischen Ausgrabungen auf Delos seiner besondern Fürsorge (vgl. das Bulletin de Correspondance hellénique der Ecole française d'Athènes. Par. 1904). Er schrieb: »Medallic History of the United States 1776–1876« (New York 1878) und »Le duc de L. 1831–1894« (Par. 1894); über die ausgedehnten Fahrten auf seiner Yacht Enchantreß berichten die beiden Werke »Narrative of the Mission to Russia in 1866 of G. V. Fox, from the Journal of J. F. Loubat« (New York 1879) und »A Yachtsman's scrap book« (das. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 738.
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