Mahmud Nedim Pascha

[112] Mahmud Nedim Pascha, türk. Staatsmann, geb. um 1810 in Bagdad, gest. im Mai 1883, wurde früh Unterstaatssekretär im Ministerium des Auswärtigen, dann mit dem Range eines Muschirs Generalgouverneur von Syrien, später von Smyrna, und 1856 Marineminister; Reschid Pascha, 1837–58 öfters Minister des Auswärtigen und Großwesir, war sein Gönner. 1858 interimistischer Minister des Auswärtigen und 1871 nach Ali Paschas Tode Großwesir geworden, gewann er sich dadurch die Gunst des Sultans Abd ul Asis, daß er auf dessen Plan einging, die Thronfolge zugunsten von dessen Sohn Jussuf zu ändern. Seine Verwaltung war willkürlich und erfolglos. Bald ließ er sich von dem russischen Botschafter Ignatjew ganz umgarnen, stellte 1875 auf dessen Rat die Zinszahlungen für die türkischen Staatsschulden ein und plante sogar einen Staatsstreich mit russischer Hilfe, um die Opposition zu unterdrücken und die Thronfolge zu ändern. Der Unwille des Volkes, durch die Aufstände in den Provinzen gesteigert, richtete sich daher besonders gegen M., der durch den Softa-Aufstand im Mai 1876 gestürzt und nach Mytilene verbannt wurde. 1879–83 war er wieder Minister des Innern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 112.
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