Meerscheidt-Hüllessem

[541] Meerscheidt-Hüllessem, 1) Oskar, Freiherr von, preuß. General, geb. 15. Okt. 1825 in Berlin, gest. 26. Dez. 1895 daselbst, trat 1843 beim 21. Infanterieregiment ein, focht 1848 gegen die aufständischen Polen, ward 1859 Hauptmann und machte im 64. Infanterieregiment den Krieg von 1864 mit. 1866 focht er als Bataillonskommandeur im 5. Grenadierregiment mit dem 1. Armeekorps in Böhmen, ward bei Ausbruch des Krieges 1870 mit der Führung des 41. Regiments beauftragt, 18. Jan. 1871 Oberst und nahm am Feldzug der ersten Armee vor Metz und im nördlichen Frankreich teil. 1872 als Kommandeur des 3. Gardegrenadierregiments Königin Elisabeth in das Gardekorps versetzt, ward er 1874 Kommandeur der 11. Infanteriebrigade (Berlin), 1875 Brigadekommandeur bei der Garde, war 1880 einige Zeit Kommandant von Berlin, erhielt die 30. und, 1881 Generalleutnant geworden, 1882 die 28. Division, trat 1886 an die Spitze des 5. Armeekorps, wurde 1888 kommandierender General des Gardekorps und nahm 1893 seinen Abschied.

2) Emil, Freiherr von, preuß. General, geb. 14. April 1840 zu Stargard in Pommern, Stiefbruder[541] des vorigen, wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1857 ins Heer, wurde 1858 Leutnant, kam 1869 als Hauptmann in das Seebataillon, trat 1876 als Kompaniechef in das Landheer zurück, wurde 1879 Major, 1881 etatmäßiger Stabsoffizier, 1883 Bataillonskommandeur, 1887 Oberstleutnant und 1889 Kommandeur des 55. Regiments. Nachdem er 1892–96 die 42. Infanteriebrigade befehligt hatte, wurde er als Generalleutnant Kommandeur der 11. Division und 1899 Kommandeur des 15. Armeekorps in Straßburg, nahm aber im Sommer 1900 als General der Infanterie seinen Abschied. Er schrieb: »Die Ausbildung der Infanterie, zeitgemäße Erörterungen« (Berl. 1904, bis jetzt 3 Tle.) und »Die Handhabung der Disziplinar-Strafgewalt« (das. 1905). In ersterer Schrift fordert M. eine rein kriegsmäßige Ausbildung der Infanterie unter Fortfall alles nur für den Frieden Bestimmten, wesentliche Beschränkung des Exerzierdrills und der Parade. Sie erregte wegen des Freimuts der Sprache und wegen ihrer weitgehenden Abänderungsvorschläge Aufsehen, auch außerhalb der Armee; insbes. suchten die politisch links stehenden Parteien sie für ihre Zwecke nutzbar zu machen, wogegen der General in der Einführung zum 3. Teil selbst Stellung nimmt. Vgl. hierzu auch die einen vermittelnden Standpunkt einnehmende ausführliche Besprechung des Buches durch General v. Blume im »Militär-Wochenblatt«, 1904.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 541-542.
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