Menabrēa

[590] Menabrēa, Luigi Federigo, Marquis von Valdora, Graf, ital. Staatsmann, geb. 4. Sept. 1809 in Chambéry, gest. daselbst 26. Mai 1896, erzogen auf der Militärakademie in Turin, wurde Ingenieuroffizier, später Professor der Mechanik an der Militärakademie und der Universität in Turin und 1848 Mitglied der Kammer, wo er zum rechten Zentrum gehörte. Den Krieg von 1859 machte er als Generalmajor und Chef des Genies mit, optierte nach der Abtretung Savoyens für Italien, befestigte Bologna, Piacenza, Pavia etc., leitete die Belagerungsarbeiten von Ancona, Capua und Gaeta und ward zum Mitgliede des Senats und zum Generalleutnant ernannt. 1861–62 war er Marineminister unter Ricasoli, vom Dezember 1862 bis März 1864 Minister der öffentlichen Arbeiten unter Farini und Minghetti. 1866 unterzeichnete er als italienischer Bevollmächtigter den Prager Frieden. Als Rattazzi nach der französischen Intervention im Kirchenstaat im Oktober 1867 abtrat, übernahm M. als Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen die undankbare Aufgabe, gegen die Garibaldiner einzuschreiten und die demütigenden Verhandlungen mit Frankreich zu führen. Vergeblich war er in Gemeinschaft mit Cambray-Digny bemüht, die Finanzen zu ordnen und einen Modus vivendi mit der Kurie sowie die Räumung des Kirchenstaates durch die Franzosen zu erlangen. Nach den Wahlen von 1869 mußte er im November einem liberalen Ministerium weichen. Als Generaladjutant des Königs, Präsident des Komitees für Artillerie und Mitglied des Senats entfaltete er hierauf eine eifrige und fruchtbare Tätigkeit. 1876 wurde er zum Botschafter in London, 1882 in Paris ernannt; im Januar 1892 nahm er seinen Abschied.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 590.
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