Puy, Le

[472] Puy, Le (Le P.-en-Velay, spr. pǖī-ang-wölä), Hauptstadt des franz. Depart. Oberloire, 625–757 m ü. M., amphitheatralisch am Abhang des Mont Anis, an der Borne und der Lyoner Bahn, 3 km von der Loire gelegen, besteht aus der engen und düstern Altstadt und der freundlichern Neustadt, von der steile Straßen und teilweise Stufen zu jener hinausführen. Hervorragende Bauwerke sind: die hochgelegene Kathedrale aus dem 12. Jahrh., mit 3 Schiffen, 6 byzantinischen Kuppeln, einem von Wallfahrern vielbesuchten Marienbild, 56 m hohem Glockenturm und schönem Kreuzgang, die alte Taufkirche St.-Jean (6. Jahrh.), ferner die Kirche St.-Laurent (aus dem 14. Jahrh.), mit einem Denkmal Duguesclins, die Präfektur, der Justizpalast, das Museum im Renaissancestil und die schöne Fontäne Crozatier auf der Place du Breuil. Auf der Spitze des Mont Anis, dem Felsen Corneille (757 m), erhebt sich eine 16 m hohe Statue der Notre-Dame-de-France (1860 errichtet). Außerdem besitzt die Stadt noch Denkmäler Lafayettes (1883) und der 1870/71 Gefallenen (1895). P. zählt (1901) 20,187 Einw., die bedeutende Fabrikation von Spitzen und Blonden, Wirk- und Posamentierwaren, Schokolade, Tuch, Konserven, Gerberei, Branntweinbrennerei sowie Handel mit Vieh, Wolle, Getreide u. a. betreiben. An Bildungs- und Humanitätsanstalten hat die Stadt: ein höheres Seminar, ein Lyzeum, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt, eine Gewerbeschule, eine Schule für Spitzenmanufaktur, ein Taubstummeninstitut, eine Bibliothek von 16,000 Bänden, ein reichhaltiges, nach dem Grünber, dem Bildhauer Crozatier, benanntes Museum, ein Theater, eine Irrenanstalt und 2 Hospitäler. P. ist der Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Gerichts- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Ackerbau- und einer Gewerbekammer und einer Filiale der Bank von Frankreich. Nördlich grenzt an P. das Dorf Aiguilhe (616 Einw.) mit der auf einem 85 m hohen Felskegel gelegenen alten Kirche St.-Michel und einer am Fuße des Felsens gelegenen Kapelle aus dem 13. Jahrh. (sogen. Tempel der Diana). 1 km westlich das Dorf Espaly-St.-Marcel (1620 Einw.), mit orgelähnlichen Basaltfelsen; 5 km nordwestlich das Dorf Polignac (734 Einw.), mit Schloßruinen. – P., das gallorömische Anicium, später Podium Aniciense, war im Mittelalter ein berühmter Wallfahrtsort.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 472.
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