Quichua

[522] Quichua (Quechua, Ketschua), südamerikan. Kulturvolk (s. Tafel »Amerikanische Völker II«, Fig. 10), das zur Zeit der spanischen Entdeckung das herrschende Volk im Reiche der Inka (s. d.) war und noch heute einen großen Teil des Gebiets von Ecuador, Peru, Bolivia, Chile und Argentinien, etwa von Quito bis zum 30.° südl. Br., bewohnt. Die Q. bauten Mais, Bohnen, Quinoa, Kartoffeln und Baumwolle, düngten und bewässerten ihre Fel der, hielten als Haustiere außer dem Hund das Lama und Alpaka, errichteten ohne Mörtel große Gebäude aus Steinen oder ungebrannten Ziegeln, legten Straßen an, verstanden die Bearbeitung von Metallen (Gold, Silber, Bronze), die Töpferei und Weberei und bedienten sich der Knotenschrift (s. Knotenknüpfen und Quipu). Ihre Religion bestand in einem Sonnenkultus. Außerdem feierten sie in zahlreichen Mythen den Nationalheros Viracocha. Mit den Q. verwandt sind die Aymara (s. d.). Andre, ursprünglich wohl selbständige Völker, wie die Huanca im Tal des Jauja, nahmen die Sprache der Q. an. Die Quichuasprache, die Stammessprache der Inka, war in mehreren Mundarten verbreitet und wird gegenwärtig in Peru, mit Ausschluß des Hochplateaus, in der bolivianischen Provinz Cochabamba, einigen Teilen von Ecuador und Argentinien gesprochen. Ein altperuanisches Drama in der Quichuasprache: »Ollanta«, haben Markham ins Englische (Lond. 1871), F. v. Tschudi (mit Kommentar, Wien 1875), Graf Wickenburg (das. 1876), Ebrard (Pseud. G. Flammberg, Stuttg. 1877) und Middendorf (Bd. 3 der »Sprachen Perus«) ins Deutsche übersetzt. Vgl. v. Tschudi, Die Kechuasprache (Wien 1853) und Organismus der Khetsuasprache (Leipz. 1884); Markham, Grammar and dictionary of the Q. (Lond. 1864); Middendorf, Die einheimischen Sprachen Perus (Leipz. 1890–92, 6 Bde.); Berrios, Elementos de gramatica de la lengua Keshua (Par. 1905)

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 522.
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