Regenpfeifer

[705] Regenpfeifer (Charadrius L.), Gattung der Watvögel aus der Familie der R. (Charadriidae), kleinere kurz- und dickhalsige, großköpfige Vögel, mit mäßig langem, starkem, an der Spitze kolbigem Schnabel, mittelhohen, dreizehigen Füßen, ziemlich großen, schmalen, spitzen Flügeln und ziemlich kurzem, abgerundetem Schwanz. Sie sind vorzüglich abends tätig und lassen besonders bei gewitterschwüler Luft ihre pfeifende Stimme hören. Der Goldregenpfeifer (Goldkiebitz, Golddüte, Brachhühnchen, Düte, Dütvogel, Saatgrille, Saatvogel, Grüner Brachvogel, C. apricarius L., s. Tafel »Watvögel II«, Fig. 3), 26 cm lang, 58 cm breit, oben schwarz, goldgrün gefleckt, Stirn, Hals-, Brust- und Bauchseiten und Steiß weiß, Gesicht, Vorderhals, Brust und Bauch schwarz, Schwingen schwarz, goldgrün quergestreift, Schwanz braunschwarz, heller gebändert, bewohnt Nordeuropa, Westsibirien, Ostgrönland, durchzieht Deutschland im Oktober und März, bleibt auch wohl einige Monate, brütet aber nur selten bei uns (im Mai) und zieht im Winter bis Nordafrika und Südwestasien. Er läuft und fliegt vortrefflich, ist sehr munter und gesellig, nährt sich von Insekten und Würmern, nistet in einer kleinen, napfförmigen Vertiefung des Bodens und legt drei oder vier olivengelbe, dunkel gezeichnete Eier. Das Fleisch ist geschätzt. Der Morinell (Mornell, Kleiner Brachvogel, Düttchen, Sandhuhn, C. [Eudromias] Morinellus L.), 23 cm lang, 46 cm breit, ist oberseits schwärzlich, rost rot gesteckt, mit grauem Kopf, schmalem, schwarzem und weißem Gürtel auf der rostroten Brust, in der Mitte schwarzer Unterbrust, weißem Bauch, nicht gebändertem Schwanz, einem weißen Streifen über dem Auge. Er bewohnt gebirgige Gegenden in Nordeuropa und Sibirien, findet sich auch auf dem Riesengebirge und dem Altvater, in Steiermark und im schottischen Hochland, überwintert in Nordafrika, Turkistan, Japan und durchstreift Deutschland im September und Oktober und im April und Mai. Er ist sehr anmutig, behend, wenig scheu und legt (im Juni) in einer Mulde 3–4 gelbbräunliche oder grünliche, dunkler gezeichnete Eier. Das Fleisch ist sehr wohlschmeckend. Der Flußregenpfeifer (Sandhühnchen, Strandpfeifer, C. dubius Scop.), 17 cm lang, 34 cm breit, ist oberseits erdgrau, unterseits bis auf die schwarze Halszeichnung weiß, mit schmalem, schwarzem und weißem Stirnband; die beiden äußersten Schwanzfedernpaare sind weiß, die übrigen braun, vor dem weißen Ende mit dunkler Querbinde. Er bewohnt Europa bis zum 65.° nördl. Br., Mittelasien bis Japan, weilt bei uns von April bis September und geht im Winter bis ins tropische Afrika, Indien und Neuguinea, wurde auch in Alaska und Kalifornien erlegt. Er lebt an Flußufern, ist äußerst zutraulich, nährt sich von Insekten, Weichtieren, Würmern, läuft und fliegt vortrefflich und legt im Mai bis Juli in einer Vertiefung des kiesigen Ufers vier rostgelbliche, dunkel gefleckte Eier, die an warmen, sonnigen Tagen wenig bebrütet werden. Gefangene Flußregenpfeifer werden sehr bald zahm. Der Seeregenpfeifer (C. [Aegialites] alexandrinus L., C. cantianus Lath.), etwa von der Größe des vorigen, ohne schwarze Halszeichnung, unterseits weiß, mit schwarzem Zügel und Querfleck an jeder Kropfseite, auf Scheitel und Nacken roströtlich-braun, oberseits hell erdbraun, an der Schwinge schwarzbraun, bewohnt die Küsten Europas, mit Ausnahme der nördlichsten, Mittelasien bis Japan, weilt bei uns von April bis Oktober und geht im Winter bis Südafrika, Indien und Australien. Er brütet im Mai und Juni an den Küsten. S. auch Tafel »Eier II«, Fig. 20.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 705.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: