Reisigfutter

[769] Reisigfutter, die frischen oder getrockneten Blätter samt den dünnen Ästen der verschiedensten Bäume und Sträucher (s. Futter und Fütterung, S. 238) sowie die Äste nach dem Abfallen des Laubes im Winter, die nicht unerhebliche Mengen von Proteinstoffen und Stärkemehl enthalten und deshalb in manchen Gegenden, wie z. B. in Frankreich, regelmäßig, in andern jedoch nur in futterarmen Jahrgängen als Surrogat zu Futterzwecken verwendet werden. Über die durchschnittliche chemische Zusammensetzung des Laubfutters s. die Beilage zum Artikel »Futter und Fütterung« (Bd. 7). Zuweilen wird das belaubte Reisig gemahlen und als Sauerreisig verfüttert; in letzterm Falle wird es vorher mit Reisighäcksel undQuetschmaschinen (von Laué und Troschel in Hamburg, Desintegrator der Deutsch-Amerikanischen Maschinengesellschaft in Frankfurt a. M.) zerkleinert. Ramann und v. Jena empfehlen, das gehäckselte und gequetschte Reisig mit etwa 1 Proz. Malz zu versetzen, mit heißer Schlempe oder Kleietrank zu übergießen und der Selbsterhitzung zu überlassen. Reisig mit Blättern (Sommerreisig) ist viel wertvoller als Winterreisig, welch letzteres keinesfalls stärker als 1 cm sein darf, um noch gut verwertbar zu bleiben, während vom Sommerreisig auch starke Zweige mit gutem Erfolg verfüttert wurden. Die geeignetste Erntezeit für Futterreisig fällt auf Mitte Juli bis Mitte September, späterhin nimmt der Stickstoffgehalt zu sehr ab. Vgl. Ramann und v. Jena, Holzfütterung und Reisigfütterung (Berl. 1890); Stutzer, Reisiganalysen (in der »Deutschen Landwirtschaftlichen Presse«, 1891); Neume ist er, Zur Linderung der Futternot (ebenda 1890); Soxhlet, Gewinnung und Verfütterung von Reisigschrot (»Zeitschrift des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern«, 1893); Ramann, Fütterungsversuche mit Reisig (»Landwirtschaftliche Jahrbücher«, Berl. 1892); Meyer, Futternot und Reisigfütterung (Gebweiler 1894) etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 769.
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