Trevīso [2]

[697] Trevīso, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), in fruchtbarer Ebene am Sile gelegen, Knotenpunkt der Eisenbahnen Udine-Venedig, T.-Vicenza, T.-Belluno und T.-Motta di Livenza, ist von alten, zu Ende des 15. Jahrh. durch Fra Giocondo angelegten, wohlerhaltenen Mauern umgeben, hat enge, gewundene Straßen, altertümliche Häuser mit Arkaden und gemalten Fassaden, ein Denkmal der Befreiung von der österreichischen Herrschaft (1875) und ein solches Dantes (1890). Hervorragende Bauwerke sind: die Kathedrale San Pietro, aus einer dreischiffigen Pfeilerbasilika von 1141 im 15. Jahrh. durch Pietro Lombardo in einen Renaissancebau verwandelt (unvollendet), mit Krypte des 11. Jahrh., dem Grabmal des Bischofs Zenetti von Tullio Lombardo, Fresken von Pordenone und Gemälden von Tizian, Paris Bordone u. a., die gotische Dominikanerkirche San Niccolò (14. Jahrh.), die Kapitelkirche der Dominikaner (del Cristo, 14. Jahrh.), die Loggia dei Cavalieri (13. Jahrh.), das Theater, das Leihhaus (mit schönem Gemälde der Grablegung Christi von Pordenone), der (neuerdings restaurierte) Palazzo Pretorio (von 1268) und der Palazzo del Trecento (1184). T. zählte 1901: 18,237 (als Gemeinde 33,987) Einw., die Fabrikation von Metallwaren, Maschinen und Instrumenten, chemischen Produkten, Papier, Töpferwaren, Bürsten, Mehl und Teigwaren, ferner Baumwollweberei, Buchdruckerei, Reisschälerei sowie lebhaften Handel betreiben. Es hat ein königliches Gymnasium und Lyzeum, ein bischöfliches Lyzealgymnasium und Priesterseminar, ein Technisches Institut, eine Technische Schule, eine wissenschaftliche Gesellschaft (Athenäum) und eine Bibliothek (50,000 Bände, 1300 Manuskripte, mit Gemäldesammlung), ein Museum und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs und einer Handelskammer. – T., im frühen Mittelalter Tarvisium genannt, war unter der Herrschaft der Langobarden Hauptort eines Herzogtums, in fränkisch-deutscher Zeit einer Grafschaft. Nach T. wurde im spätern Mittelalter die Markgrafschaft Verona Trevisaner Mark genannt. Von den alten Grafen von T. stammt das noch blühende Geschlecht der Grafen von Collalto ab. Im 13. Jahrh. den Ezzelini da Romano unterworfen, kam die Stadt 1404 unter die Herrschaft Venedigs. 1797 ward sie von den Franzosen unter Mortier, der dafür den Titel eines Herzogs von T. erhielt. in Besitz genommen. Am 21. März 1848 brach in T. ein Aufstand aus, infolgedessen die schwache österreichische Besatzung die Stadt räumen mußte, die aber schon 24. Juni durch ein Bombardement unter Welden wieder unterworfen wurde. 1866 ward T. italienisch. T. ist Geburtsort der Maler Lor. Lotto, Rocco Marconi und Paris Bordone. Vgl. Semenzi, T. e la sua provincia (2. Aufl., Treviso 1864); Verci, Storia della marca Trivigiana e Veronese (Vened. 1786–91, 20 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 697.
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