Vautier

[1021] Vautier (spr. wōtsē), Benjamin, Maler, geb. 24. April 1829 in Morges am Genfer See, gest. 25. April 1898 in Düsseldorf, begann seine Kunststudien in Genf, war dann zwei Jahre als Emailmaler für Schmucksachen tätig und ging 1849 in das Atelier des Historienmalers Lugardon daselbst. 1850 begab er sich nach Düsseldorf, wo er im Atelier von R. Jordan ein Jahr lang arbeitete und dann durch das Beispiel von Knaus bestimmt wurde, sich der Schilderung des Bauernlebens zu widmen, das er in den folgenden Jahren im Berner Oberland studierte. 1856 begab er sich nach Paris, kehrte aber bald wieder nach Düsseldorf zurück, wo als erstes seiner Bilder[1021] aus dem Volksleben das Innere einer schweizerischen Dorfkirche mit Andächtigen entstand. Zu den zunächst folgenden Bildern nahm er noch seine Motive aus der Schweiz, versenkte sich aber dann mit Vorliebe in das Studium des Lebens der schwäbischen, besonders der Schwarzwälder, Bauern und schuf in rascher Folge eine Reihe von sein empfundenen und stimmungsvollen, zuweilen liebenswürdig humoristischen Bildern, durch die er sich die Stellung eines der ersten deutschen Genremaler erwarb. Die hervorragendsten und volkstümlichsten von ihnen sind: kartenspielende Bauern, von ihren Frauen überrascht (1862, im Museum zu Leipzig), Sonntagnachmittag in Schwaben (1864, im Museum zu Troppau), Bauer und Mäkler (1865, im Museum zu Basel), der Leichenschmaus im Berner Oberlande (1865, im Museum zu Köln), die erste Tanzstunde (1868, Nationalgalerie in Berlin), Toast auf die Braut (1870, in der Kunsthalle zu Hamburg), ein Zweckessen (1871), das Begräbnis auf dem Lande (1872), am Krankenbett (1873, in der Berliner Nationalgalerie), Abschied der Braut vom Elternhause (1875), Gemeinderatsversammlung (1876), Gang zur Ziviltrauung (1877), die Tanzpause (1878, Galerie zu Dresden), eine Verhaftung (1879), Schwarzer Peter (1883), ein verlorner Sohn (1885, Kunsthalle zu Hamburg), das entflohene Modell (1886), die bange Stunde (1887), ein neuer Weltbürger (1888), auf dem Standesamt (1889), ein Gast im Herrnstübl (1890), Verlassen (1892, im Museum zu Breslau), ein williges Modell (1895), nach dem Jahrmarkt (1896). V. ist auch als Illustrator (Immermanns »Oberhof«, Auerbachs »Barfüßele«, »Hermann und Dorothea« u. a. m.) tätig gewesen. Vgl. Rosenberg, Benjamin V. (Bd. 23 der »Künstler-Monographien«, Bielef. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 1021-1022.
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