Walker [4]

[344] Walker (spr. ŭaoker), 1) William, amerikan. Abenteurer, geb. 8. Mai 1824 in Nashville (Tennessee), gest. 12. Sept. 1860 in Trujillo, wirkte als Arzt, dann als Advokat in New Orleans und San Francisco und unternahm im Oktober 1853 eine erfolglose Freibeuterexpedition nach Niederkalifornien. Im Juni 1855 landete er in Nicaragua, nahm die Hauptstadt Granada ein, ließ sich zum Oberbefehlshaber ernennen und beherrschte das Land diktatorisch. Sein Angriff auf die Mosquitoküste im März 1856 brachte ihn mit England in Konflikt; mit dessen Unterstützung fielen die Costaricaner in Nicaragua ein und schlugen W. mehrere Male. Dennoch vermochte er sich zu behaupten, bis der von ihm eingesetzte Präsident Rivas sich gegen ihn erhob und Costarica, Honduras, San Salvador und Guatemala sich gegen ihn verbündeten; am 1. Mai 1857 kehrte er auf einem nordamerikanischen Schiffe nach New York zurück. Obwohl hierauf eine zweite Expedition nach Zentralamerika durch die Regierung der Union verhindert wurde, brachte er eine dritte zustande und bemächtigte sich 27. Juni 1860 der Stadt Trujillo in Honduras, wurde aber 23. Aug. geschlagen und kriegsrechtlich erschossen. Er schrieb: »The war in Nicaragua« (1860). Vgl. Wells, Walkers Expedition nach Nicaragua (deutsch, Braunschw. 1857); Doubleday, Reminiscences of the Flibuster war in Nicaragua (New York 1886).

2) Francis Amasa, amerikan. Statistiker und Nationalökonom, geb. 2. Juli 1840 in Boston, gest. daselbst 5. Jan. 1897, studierte Rechtswissenschaften und widmete sich nach Beendigung des Bürgerkrieges, in dem er es bis zum Generalsrang gebracht hatte, dem Lehramt. 1869 wurde er zum Chef des Statistischen Bureaus in Washington ernannt und 1873 zum Professor der Nationalökonomie am Yale College in Newhaven. Er leitete die Volkszählungen von 1870 und 1880, deren Resultate er in zwei Zensuswerken veröffentlichte, und gab auch einen »Statistical atlas of the United States« in 54 Karten (1874) heraus. 1876 war er Chef des Preisrichterkomitees bei der Zentennialausstellung in Philadelphia. Er schrieb noch: »The Indian question« (1873), »The wages question. Report of the judges of the centennial exhibition« (1877, neue Ausg. 1891), »Money in its relations to trade and industry« (1879), »Land and its rent« (1883), »Political economy« (1883, 2. Aufl. 1888), »First lessons in political economy« (1889), »International bimetallism« (1896); außerdem die geschichtlichen Werke: »History of the second army corps in the army of Potomac« (1886, neue Ausg. 1891), »General Hancock« (1894) und »The making of the nation, 1783–1817« (1895). Nach seinem Tod erschienen noch: »Discussions in education« (1899), »Discussions in economics and statistics« (1899, 2 Bde.). Vgl. Curran, Francis A. W. und seine hauptsächlichsten Theorien (Jena 1900). – Sein Vater Amasa W., geb. 4. Mai 1799, gest. 29. Okt. 1875, ursprünglich Kaufmann, 1849 in den Staatssenat gewählt, war seit 1842 Professor der Nationalökonomie am Oberlin's College und von 1861 am Amherst College in Massachusetts. Außer zahlreichen Abhandlungen über Geld und Geldsurrogate veröffentlichte er: »The science of wealth« ((Boston 1866, 2. Aufl. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 344.
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