Wiese [4]

[618] Wiese, 1) Ludwig, preuß. Schulmann, geb. 30. Dez. 1806 in Herford (Westfalen), gest. 26. Febr. 1900 in Potsdam, studierte in Berlin Theologie, Philosophie und Philologie und wurde 1830 Lehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, 1831 Konrektor am Gymnasium in Klausthal, 1833 Prorektor in Prenzlau, 1838 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1852 Geheimrat im preußischen Kultusministerium, als solcher seit 1868 Vorsitzender der Bundes-, später Reichsschulkommission; auch ward ihm 1871 die Organisation des höhern Schulwesens in Elsaß-Lothringen übertragen. 1875 in Ruhestand getreten, wurde er 1896 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt. Er veröffentlichte außer Programmarbeiten und Vorträgen (»Die Bildung des Willens«, 5. Aufl., Berl. 1891; »Über den Mißbrauch der Sprache«, 2. Aufl., das. 1884, u. a.): »Das höhere Schulwesen in Preußen. Historisch-statistische Darstellung« (das. 1864–73, 3 Tle.; Bd. 4 [1874–1901], hrsg. von Irmer, 1902); »Sammlung der Verordnungen und Gesetze für die höhern Schulen in Preußen« (das. 1867–68, 2 Tle.; 3 Aufl. von Kübler, 1886–88); »Deutsche Briefe über englische Erziehung« (das. 1852, 3. Aufl. 1877; ins Englische übersetzt von Arnold, Lond. 1854; Bd. 2, Berl. 1876, engl. 1877); »Pädagogische Ideale und Proteste« (das. 1884); »Lebenserinnerungen und Amtserfahrungen« (das. 1886, 2 Bde.).

2) Max, Bildhauer, geb. 1. Aug. 1846 in Danzig, studierte seit 1864 auf der Kunstakademie in Berlin und bildete sich dann in den Ateliers von J. Franz, A. Wolff und R. Siemering weiter. Nachdem er den deutsch-französischen Krieg mitgemacht, begründete er 1872 ein Atelier in Berlin. Er machte sich zuerst durch zierliche Statuetten (Page und Edelfräulein), Porträtfiguren (Feldmarschälle Herwarth v. Bittenfeld, Manteuffel und Steinmetz), Arbeiten für die Kunstindustrie und dekorative Schöpfungen bekannt, zeigte aber auch seine Begabung für die monumentale Plastik in dem Schinkel-Denkmal für Neuruppin (1883), in den Kolossalbüsten des Prinzen Heinrich von Preußen und des Generals de la Motte-Fouqué für die Feldherrenhalle des Berliner Zeughauses und in den Eckgruppen für den Hauptbahnhof in Frankfurt a. M. (1888). Nachdem er 1883–84 als Lehrer am Kunstgewerbemuseum in Berlin tätig gewesen, wurde er 1884 an die königliche Zeichenakademie in Hanau berufen, deren Direktor er 1886 wurde. Dort hat er unter anderm ein Kaiser Wilhelm-Denkmal für Oppeln, mehrere dekorative Reliefs und Porträtbüsten und eine Statue Schlüters für die Vorhalle des Alten Museums in Berlin geschaffen und sich auch um die Pflege der Pâte-sur-pâte-Malerei verdient gemacht. 1905 trat er in den Ruhestand, schuf 1907 das Fontane-Denkmal in Neuruppin und lebt jetzt in Charlottenburg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 618.
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