Wronski

[761] Wronski (eigentlich Hoene), Joseph Marie, Philosoph u. Mathematiker, geb. 24. Aug. 1778 in der Provinz Posen, gest. 9. Aug. 1853 in Paris, wurde als Teilnehmer an dem Aufstande Kosciuszkos in der Schlacht bei Maciejowice gefangen und dann russischer Offizier, 1798 nahm er den Abschied, studierte in Deutschland besonders Kantische Philosophie, lebte von 1800–10 in Marseille und dann in Paris. Durch sein philosophisches System, das er »absolute Philosophie« oder »Messianismus« nannte und als eine Weiterbildung des Kantischen betrachtete, wollte er die ganze menschliche Wissenschaft reformieren und auf unfehlbare Grundlagen stellen. Seine zahlreichen mathematischen Arbeiten über Kombinatorik, algebraische Gleichungen, Entwickelung von Funktionen etc. sind reich an Ideen, haben aber wenig Beachtung gefunden, ebenso seine Schriften über Physik, Astronomie, mathematische Apparate, Maschinen etc. Seine spätern Schriften sind infolgedessen sehr leidenschaftlich und voll von persönlichen Angriffen. Erst in neuerer Zeit ist W. als Mathematiker allgemeiner bekannt geworden, besonders durch Dickstein. Von seinen Schriften seien genannt. »Philosophie critique découverte par Kant et fondée définitivement sur le principe absolu du savoir« (Marseille 1803); »Introduction á la philosophie des mathématiques« (Par. 1811); »Résolution générale des équatíons de tous les degrés« (das. 1812); »Réfutation de la théorie des fonctions analytiques de Lagrange« (das. 1814); »Philosophie de l'infini« (das. 1814); »Philosophie de la technie algorithmique« (das. 1816–17, 2 Bde.); »Canon de logarithmes« (das. 1827; polnische Ausgabe von Dickstein, Warsch. 1890); »Prolégomènes du Messianisme« (Par. 1842); »Messianisme ou Réforme absolue et par conséquent finale du savoir humain« (das. 1847 u. 1848, 3 Bde.); »Philosophie absolue de l'histoire« (das. 1852). Aus seinem Nachlaß: »Messianisme. Apodictique messianique« (Par. 1876); »Sept Manuscrits inédits« (das. 1879); »Loi téléologique du hasard« (das. 1890). Vgl. Dickstein, Hoene-W. (poln., Warschau 1887; ausführlicher Krakau 1896); W. als Mathematiker, Verhandlungen des 3. internationalen Mathematikerkongresses in Heidelberg (Leipz. 1905); Bobynin, Hoene-W. und seine Lehre über die Philosophie der Mathematik (russ., Moskau 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 761.
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